: Unterm Strich
Armer B. B.: Das Interesse am Dramatiker Bertolt Brecht läßt nach Ansicht von Marcel Reich-Ranicki, der es schließlich wissen muß, weiter nach. „Die internationale Brecht-Industrie befaßt sich vor allem mit seinen Stücken, sie haben ihn berühmt gemacht“, sagte Reich-Ranicki am Sonntag abend in Berlin auf dem Festakt zum 50. Geburtstag des Aufbau-Verlags. „Aber [wieso aber?] wahr ist auch, daß der Ruhm des Dramatikers Brecht allmählich verblaßt.“ Bleiben werde vornehmlich der Lyriker Brecht. Ach, wer so bleiben könnte. Jedenfalls: „Niemand geht ins Theater, um sich belehren zu lassen.“ So habe sich nicht der Dichter, wohl aber „der große Verführer Brecht“ überlebt. Sein Platz im Pantheon der deutschen Literatur sei aber auf alle Fälle ungeheuer oben. Hugh.
Der Aufbau-Verleger Bernd F. Lunkewitz hingegen meinte, Deutschland müsse sich dem Erbe und der kulturellen Tradition der DDR stellen, sonst werde es niemals einig. Lunkewitz bekannte sich auch eindeutig zur Einladung an Marcel Reich-Ranicki, obwohl diese einige Absagen zur Folge gehabt hatte. Beispielsweise war Christa Wolf nicht erschienen, die ohnehin auch den Verlag gewechselt hat. Gekommen waren hingegen Christoph Hein, Hermann Kant und die Witwe des früheren Verlagsleiters Walter Janka, Lotte Janka, Wolfgang Thierse und viele, viele andere.
Das Filmmuseum Potsdam zeigt vom 28.–30. September alte und neue lettische Filme. Zusammengestellt von der lettischen Filmkritikerin Anita Uzulniece und dem Filmverband Brandenburg, steht die Veranstaltung unter dem Motto „Fremdes Land, vertraute Filme“ und zeigt alle Genres von Dokumentar- bis Spielfilm und sogar einige Animationen. Die Reihe wird vom expressionistischen Stummfilm „Torgus“ (1921) von Hans Kobe eröffnet.
Recht glücklich waren am Sonntag die Veranstalter des Hamburger Filmfests, das in den letzten Jahren mehr durch seine Personalquerelen als durch sein Filmsortiment aufgefallen. Diesmal hatte aber Clint Eastwood für Glamour und Emir Kusturica für Debatte gesorgt. Nebenbei beriet die europäische Filmförderanstalt Efdo über Möglichkeiten, schneller, besser und reichhaltiger zu fördern. Eastwoods neuer Film „Die Brücken am Fluß“ wird ab Donnerstag überall im Lande zu sehen sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen