Das Portrait: Reich, aber unbekannt
■ Malcolm Stevenson Forbes
Rund ein Dutzend Kandidaten drängeln bisher auf Seiten der Republikaner in das Rennen um die nächste Präsidentschaft der USA. Der Neueste ist Malcolm Stevenson Forbes. Der Verleger mit Sitz an der feinen Fifth Avenue in Manhattan ist eigentlich eher Sohn und Enkel denn Politiker. Sein Großvater gründete die Forbes-Mediengruppe, die das gleichnamige amerikanische Wirtschaftsmagazin herausgibt. Vor allem sein Vater – er hieß ebenfalls Malcolm Stevenson – war in den USA bekannt, unter anderem für politische Motorradfahrten: So fuhr er 1982 mit seinem üblichen Familien- und Journalistentroß auf einer Harley- Davidson durch China, später auch durch die Sowjetunion.
Malcolm „Steve“ Forbes, US-Präsidentschaftsanwärter Foto: AP
Der 48jährige Sohn hat noch nie für irgendein politisches Amt kandidiert. Das stört Steve Forbes jedoch wenig. Immerhin liegt sein Vermögen irgendwo jenseits von einer Milliarde Dollar. Damit dürfte sich eine Wahlkampagne auf die Beine stellen lassen, die derjenigen von Ross Perot im Jahre 1992 nahekommt. Der Texaner hatte damals über 100 Millionen Mark investiert, jedoch trotz aller Sympathien unter den WählerInnen für seine populistischen Ideen in keinem einzigen Bundesstaat die Mehrheit der Stimmen gewinnen können.
Mit Forbes' Kandidatur knirscht noch einmal der Grabdeckel der frühen Reagan-Ära. Das Unternehmertum und überhaupt Wohlhabende sollen mit einer für alle gleichen Einkommenssteuer von 17 Prozent stimuliert werden, in Amerika wieder für neuen wirtschaftlichen Schwung zu sorgen. Außerdem will er den Dollarkurs wieder an einen Gold-Standard knüpfen – woher all das Gold kommen soll, um das grandiose Haushaltsdefizit der USA abzusichern ließ Forbes bisher offen. Das wird aber sicher in den nächsten Wochen in seinen Medien nachzulesen sein.
Steve Forbes ist jedenfalls bereit, ungewöhnliche Opfer für seine kommende Karriere als Politiker zu bringen. Im August ließ er sogar die traditionelle Kreuzfahrt mit seiner Familie vor der Küste Neuenglands ausfallen. Diese jährliche Protztour hätte wohl keine gute Publicity für den Start der Wahlkampagne geliefert: Immerhin steht auf der Forbes-Großyacht ein Helikopter, für Landfahrten sind zwei Harley-Davidsons an Bord. Und auf dem Achterdeck ließ schon Vater Forbes immer ein paar Heißluftballons bereithalten. Reiner Metzger
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