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Außenminister streiten um Verfassung Bosniens

■ Ein Boykott der Washingtoner Konferenz durch Bosnien konnte in letzter Minute abgewendet werden. Offenbar doch mehrere Massengräber in Zentralbosnien

New York/Sarajevo (AP/AFP/ dpa/taz) – Die Bosnien-Friedensgespräche sind gestern in New York wieder aufgenommen worden. Im Anschluß an eine Sitzung der internationalen Bosnien-Kontaktgruppe trafen die Außenminister Bosniens, Kroatiens und Serbiens unter Leitung des US-Vermittlers Richard Holbrooke und des EU-Vermittlers Carl Bildt zusammen. Die Beratungen sollen nach Vorstellungen von US-Außenminister Warren Christopher noch in dieser Woche zu einem Waffenstillstand und zu Verfassungsvereinbarungen für das künftige Bosnien führen.

Die Teilnahme Bosniens war bis zuletzt in Frage gestellt. Die bosnische Regierung besteht auf der Schaffung eines zentralistisch organisierten Staates, in dem alle Bürger ein gemeinsames Parlament wählen, das dann den Präsidenten bestimmt. Die Regierung soll die Verantwortung für eine gemeinsame Außen-, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik übernehmen, Polizei, Zoll und Grenzschutz überwachen und das Flüchtlingsproblem lösen. Die Serben verlangen hingegen die Wahl von zwei autonomen Abgeordnetenkammern, die von Muslimen und Serben in getrennten Urnengängen bestimmt werden sollen. Völlig ungeklärt ist zudem das heikle Problem der territorialen Aufteilung des Landes.

In den Wäldern Zentralbosniens existieren offenbar doch mehrere Massengräber. Eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP konnte ein Massengrab auf einem Hügel bei Krasulje, nördlich von Klujć, besichtigen. Sie berichtet, daß in einem Umkreis von 20 Metern der Boden mit Menschenknochen übersät war und an einer Straße Dutzende Leichen aufgereiht waren. Ein Soldat, der die Polizei zu den Massengräbern geführt hatte, sagte, daß die Serben möglichst viele der Dorfbewohner getötet hätten, um die anderen in Angst und Schrecken zu versetzen und sie zur Flucht zu bewegen. Ein anderer Soldat berichtete, daß Mütter gezwungen worden seien, bei der Hinrichtung ihrer Söhne zuzusehen. Er räumte ein, nach der Rückeroberung der Region selbst Serben aus Rache getötet zu haben. Überlebende berichteten auch von einem Massenmord im November 1992, als sechzig Männer von Serben in einer Schule erschossen und in die Luft gesprengt worden seien.

Die UNO hat Kroatien davor gewarnt, 100.000 bosnische Flüchtlinge gewaltsam in die jetzt eroberten Gebiete zu bringen. Auch die bosnische Regierung hat Kroatien darum gebeten, die Rückführung der Flüchtlinge auszusetzen. Den Flüchtlingen wurde von Kroatien der offizielle Flüchtlingsstatus aberkannt.

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