: Die Neulinge lassen das Murren verstummen
■ Lautern befreit sich durch UEFA-Cup-3:0 gegen Bratislava vom Liga-Frust
Kaiserslautern (taz) – Irgendwann kommt für jeden der Tag, an dem abgerechnet wird. Das kennen wir aus Western. Auch fleißige und von sich selbst überzeugte Trainer fiebern nach glücklosen Wochen und enttäuschenden Leistungen einem triumphalen Moment entgegen. Also war Friedel Rausch, der Trainer des 1. FC Kaiserslautern, nach dem 3:0 gegen Slovan Bratislava obenauf und suhlte sich im Lob des unterlegenen Kollegen Anton Dragun.
Haben sich alle bisher Unzufriedenen auf dem Betzenberg geirrt? Wurden Trainer und Manager zu Unrecht kritisiert? Die Neuzugänge – Ausnahme Harry Koch – allzu voreilig zu Fehleinkäufen erklärt? Wurde der Abstiegskampf voreilig herbeigeredet? Oder hat sich der verunsicherte 1. FCK, vom Drei-Punkte-Trauma der Liga befreit, gegen einen schwachen Gegner den Frust nur vorübergehend von der Seele gespielt?
Fünfmal hatte Slovan-Trainer Dragun den 1. FCK studiert. Genutzt hat es nichts. Dabei tat der sich bis zum 1:0 von Uwe Wegmann (27.) schwer gegen die mit einem 2:1-Sieg angereisten Slowaken. Vor allem Mittelfeldspieler Ladislav Pecko hatte genug Raum, um seine Kreise zu ziehen. Doch Wegmanns 1:0, erzielt aus einem Gewusel, bei dem Torhüter Molnar die Sicht verdeckt war, gab dem 1. FCK Selbstvertrauen. Wie sonst hätte der kritisierte Neuzugang auch noch das 3:0 machen können? Wie sonst hätte Claus- Dieter Wollitz nach 38 Minuten ein „Tor des Monats“ (Rausch) erzielen können? Auch dieser Neue wird wegen einiger nicht überzeugender Spiele besonders kritisch beäugt.
Aha: Die Neulinge auf dem Betzenberg wollten es den murrenden Fans beweisen! Und zogen damit auch Manager Rainer Geye erst mal aus der Kritik. Das Wort Fehleinkäufe war tabu an diesem windigen Herbstabend. Friedel Rausch hob keinen seiner Spieler hervor. Er schaut längst auf den Samstag, wenn der Tabellennachbar 1. FC Köln kommt. Norbert Thines, der von schwerer Krankheit wiedergenesene Präsident, erzählt bereits mit vorfreudig glänzenden Augen, wie man mit einem Sieg den Weg ins Mittelfeld der Tabelle zu finden gedenke.
Alles ist nicht gut: Thines bestätigt, daß man weiter einen Spieler fürs offensive Mittelfeld sucht. Ob der Nationalspieler Josko Jelicic (Croatia Zagreb) der Auserwählte aus mittlerweile nahezu 20 Kandidaten sein wird, bleibt vorerst Geyes Geheimnis. Der will Jelicic „noch mal beobachten“. Doch die Zeit drängt: Sollten weitere Mißerfolge in der Bundesliga folgen, müßte bald wieder abgerechnet werden. Günter Rohrbacher-List
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