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Demo gegen „Atomklo“

■ Bei Greifswald geht ein gigantisches Atommüll-Zwischenlager in Betrieb

Berlin (taz) – Im Oktober soll die erste von acht Hallen des geplanten Atommüll-Zwischenlagers in Lubmin bei Greifswald in Betrieb gehen. Gegen den Beginn der Einlagerung wollen am Samstag zahlreiche Bürgerinitiativen auf die Straße gehen. Zu der Demonstration erwartet die Greifswalder BI Kernenergie rund 5.000 TeilnehmerInnen.

Das Zwischenlager in Lubmin wird direkt neben dem ehemaligen Atomreaktor errichtet. Seit letztem Oktober ist eine achtteilige Riesenhalle im Bau. Die Kapazität des gigantischen Lagers beträgt 200.000 Kubikmeter. Damit ist das geplante Zwischenlager 18mal größer als das Pendant im niedersächsischen Gorleben.

Die Bürgerinitiative kann deshalb nicht glauben, daß dort nur Brennelemente und Schrott der stillgelegten ostdeutschen Atommeiler eingelagert werden sollen. Hierauf würde die BI das Lager aber gerne beschränken, man will nicht zum „Atomklo“ von ganz Deutschland werden. Dabei denkt man nicht lokal beschränkt: „Wenn wir hier auch noch den Müll der westdeutschen Atommeiler aufnehmen, sinkt auch der Druck zur Stillegung dieser Anlagen“ erklärt BI-Sprecherin Rosmarie Poldrack.

Nach Informationen der BI soll im Oktober mit dem Abriß von Block 5 des Greifswalder AKWs begonnen werden. Größere Teile, die erst später zerlegt werden, sollen dann bereits in einer der Hallen eingelagert werden. Für die Inbetriebnahme dieser Halle 7 benötigt die Betreiberin, die Energiewerke Nord (EWN), aber eine atomrechtliche Genehmigung, die bisher nicht vorliegt. Auch hiergegen richtet sich die Demonstration.

Werner Kreuz, Geschäftsführer der EWN, versteht jedoch die Aufregung der Bürgerninitiative nicht. „Selbstverständlich werden wir erst mit der Einlagerung beginnen, wenn eine Genehmigung vorliegt.“ Allerdings habe ihm das Innenministerium in Schwerin eine solche bereits in Aussicht gestellt. Bei der Genehmigungsbehörde will man davon nichts wissen. „Wir prüfen noch“, hieß es gestern in Schwerin. Christian Rath

Treffpunkt für die Demonstration: Lubmin, Parkplatz Westerhusener Straße, Samstag, 14.30 Uhr

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