■ Mit Atomversuchern auf du und du
: Allein und allwissend

Bonn (taz) – Alain Barthoux und Jacques Bouchard sind freundliche Herren. Gemütlich Pfeife rauchend klären sie Bonner Journalisten über Sicherheit und Notwendigkeit der aktuellen französischen Atomversuche auf, für die sie technische Verantwortung tragen. Barthoux ist Versuchsdirektor des französischen Kommissariats für Atomenergie, Bouchard seit den 60er Jahre federführend vor Ort auf Moruroa.

Die Herren sind stolz auf das perfekt ausgeklügelte Sicherheitssystem, das sie entworfen haben. Zunächst projizieren sie eine Landkarte an die Wand mit deren Hilfe sie demonstrieren, daß die nächsten größeren Länder 6.000 km (USA) bzw. 5.000km (Neuseeland) entfernt seien. Kein Wort über die Menschen von Polynesien.

Moruroa hat man jedoch nicht nur wegen der großen „Zivilisationsferne“ gewählt, es sei auch geologisch ideal geeignet. Das Basaltgestein des ehemaligen Vulkans sei von hervorragender Widerstandskraft. Bei dem Versuch würde ein großer Teil der Energie dadurch aufgebraucht, daß der Fels rund um die 1.000 Meter tiefe Bohrung schmelze und so auch einen großen Teil der Radioaktivität binde. Weitere Energie werde abgestrahlt in Form von Erdbeben. Daraufhin komme es zu Erdstürzen der darüberliegenden Felsschichten bis der Gleichgewichtspunkt zwischen Wasserdruck und Gesteinsdruck erreicht sei.

Die weitere Radioaktivität werde „auf natürlichen Wege“ abgebaut, das Wasser, das sich in dem Trichter sammle, „das können Sie trinken“, versicherte Barthoux: „Die Radioaktivität im Umfeld ist sehr gesund.“ Frankreich führe jährlich 6.000 Messungen durch.

Auf Untersuchungen der Universität Auckland angesprochen, nach denen radioaktiv verseuchtes Wasser bereits nach 10 Jahren austreten wird, sagt Barthoux, er kenne sie nicht. Aber wer mit falschen Parametern arbeite, müsse auch zu falschen Ergebnissen kommen.

Und der der Vorwurf, Inspektoren der EU dürften das militärische Gelände nicht besichtigen, sei falsch. Erst in der letzten Woche hätten die Wissenschaftler ihre Inspektion durchgeführt. In Brüssel diskutierte die EU-Kommission gestern, ob das, was die Franzosen den EU-Inspektoren gewährt hatten, tatsächlich als Zugang zu den militärischen Anlagen gewertet werden könnte. Volker Weidermann