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Der Baum des Lebens

■ Eine Wanderausstellung will die Rehabilitierung von Cannabis vorantreiben

In den USA fing alles an: Anfang der achtziger Jahre veröffentlichte der Marihuana-Aktivist Jack Herer ein Flugblatt über Hanf als Nutzpflanze – daraus wurden Broschüren, später sogar Bestseller. Erst 1992 wurde mit dem C.I.A. (Cannabis in Amsterdam) der erste Hanf-Infoladen in Europa gegründet, der auf die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Hanfpflanze aufmerksam machen wollte. Das Amsterdamer Hasch- Museum, bis dato auf die Droge Cannabis beschränkt, zog nach und weitete seinen Blickwinkel auf den Öko-Rohstoff Hanf aus. Inzwischen gibt es auch in Berlin ein zwar kleines, aber recht umfassendes Hanf-Museum – ein ganzer Raum ist allein dem verstorbenen Kaberettisten und Kifferpapst Wolfgang Neuss („... auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen“) gewidmet. Und bald wird in Deutschland eine Wanderausstellung die wirtschaftlichen, ökologischen und soziokulturellen Entwicklungen veranschaulichen und begreifbar machen, die mit der Wiederentdeckung von Hanf einhergehen.

Am 12. November ist es soweit: Im Hannoveraner Kulturzentrum Pavillon wird die Ausstellung „Hanf – Baum des Lebens“ eröffnet. Damit will der „akzept Tübingen e.V. im Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik“ die Ergebnisse seiner zweijährigen Vorbereitungszeit der Öffentlichkeit präsentieren. Die Erlebnisausstellung soll mit 16 Text- und Bildtafeln, mit Fotos, Graphiken und Installationen sowie einem Begleitprogramm – geplant sind Diskussionsveranstaltungen und ein Konzert – die Frage klären: Was ist wirklich dran am Hanf? Neben den ökologisch hochinteressanten Zukunftaussichten des vielfältigen Rohstofflieferanten und den medizinischen Erkenntnissen über die Heilpflanze Hanf wird die Geschichte der Pflanze, die fast bis in die Anfänge des Feldbaus zurückreicht und deren Verwendung erst in den dreißiger Jahren durch eine Anti- Marihuana-Kampagne in den USA abrupt beendet wurde, skizziert.

Der 36jährige Tübinger Kulturwissenschaftler Albert Kunze, der die Ausstellung konzipiert hat, hält eine Aufspaltung in einen „guten Faserhanf“ auf der einen Seite und den „bösen Drogenhanf“ auf der anderen für kontraproduktiv: „Uns geht es darum, die Pflanze als Ganzes zu rehabilitieren. So ist beispielsweise auch die medizinische Nutzung von Cannabis, die großen Erfolg verspricht, nur mit THC- haltigem Hanf möglich – andererseits ist Cannabis sowieso längst zu einer weitverbreiteten Freizeitdroge geworden.“

Bislang steht mit Hannover allerdings nur die erste Station der Ausstellung fest – dabei kostet die kleine Basisversion der Ausstellung inklusive Transport und Versicherung lediglich rund 1.000 Mark Miete im Monat. Kunze hofft darauf, daß sich noch Einrichtungen finden, die die Ausstellung anmieten wollen. Ole Schulz

12.11.-3.12. Ausstellung „Hanf – Baum des Lebens“ im „Pavillon“, 30161 Hannover, Lister Meile 4, Öffnungszeiten: Mo. bis Fr., 9.00 bis 15.00 Uhr, Tel.: 0511-34 45 88

Kontakt und Information: Kultur publik, 72379 Hechlingen, Killertalstraße 13, Tel.: 07477/1606

Hanf-Museum Berlin, 10178 Mitte, Mühlendamm 5, täglich geöffnet von 10.00 bis 20.00 Uhr, Tel.: 0161-230 02 10

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