piwik no script img

Ferien im Kinoland

■ Am Dienstag beginnt das 5. Kinder- und Jugend-Filmfest im Kino 46

Besser könnte das Timing gar nicht sein. In den Herbstferien, also wenn viele Kinder bei eher schlechtem Wetter viel Zeit haben, wird in diesem Jahr das 5. Kinder- und Jugend-Filmfest in Bremen veranstaltet. Vom 3. – 8. Oktober laufen im Kino 46 insgesamt 11 Filme, in denen Kinder, Tiere, Geister und Toaster spannende Abenteuer bestehen.

Mit Ausnahme des amerikanischen Greenpeace-Rekrutierungsfilms „Free Willy“ (Fr. 15 Uhr) werden hier Produktionen zu sehen sein, die Kinder sonst kaum im Kino zu sehen bekommen. Also keine Zeichentrickfilme von Disney und auch keine schwedischen Lindgren-Verfilmungen. Der Titel des Filmfestes „In die große weite Welt“ ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Organisatoren haben sich bemüht, ein möglichst internationales Programm zusammenzustellen. So werden Filme aus Australien, Kanada, den Niederlanden, Amerika und China gezeigt. Der chinesische Spielfilm „Ein Panda namens Jiao Jiao“ (Mi. 15 Uhr), (der von den Abenteuern eines kleinen Jungen erzählt, der von zu Hause wegläuft, um bei einer Akrobatengruppe eine Pandabärin zu dressieren) wird sogar in der Originalfassung gezeigt und mit einer technischen Neuheit, dem Dat-Recorder, wird der deutsche Text dazu synchron eingespielt.

7 Filme, also mehr als die Hälfte, sind Erstaufführungen, und das Programm überzeugt durch eine feine Balance zwischen ungezügeltem Spaß und pädagogischem Kalkül. So gibt es neben solchen durchweg vergnüglichen Filmen wie „Der tapfere kleine Toaster“ (Sa. 15 Uhr), in dem fünf gezeichnete Haushaltsgeräte Küche, Abstellkammer und Steckdose verlassen, um wie die Bremer Stadtmusikanten in die Ferne zu ziehen, auch etwas schwerer Kost für Jugendliche ab 10 Jahre. Der deutsche Spielfilm „Leni... muß fort“ (Di. 18 Uhr) erzählt etwa von einem kleinen jüdischen Mädchen, das im dritte Reich bei Pflegeeltern auf einer Alm im Allgäu aufwächst, bis sie ins Konzentrationslager geschickt wird. In dem kanadischen Spielfilm „Ganesh“ (Do. 18 Uhr) wird von den Schwierigkeiten eines Jugendlichen erzählt, der in Indien aufgewachsen ist und in Kanada von den anderen Kindern ausgestoßen und gehänselt wird. Der australische Film „Mathilda Bell“ (Sa. 18 Uhr) portraitiert schließlich die 11jährige Mathilda, die auf einer Farm aufwuchs und nach dem Umzug in eine große Stadt dort sehr unglücklich ist.

Bei dem deutschen Spielfilm „Paul IV“ werden die beiden Kinder, die die Hauptrollen spielten, bei der Vorführung dabei sein und mit dem Publikum über den Film reden. Zu allen Filmen gibt es auch Gewinn- oder Mitmachaktionen. So sollen die Kinder bei dem niederländischen Film „Das Taschenmesser“ (Di. 3.10.) unbedingt einen „Hosentaschen-Schatz“ mitbringen, bei dem kanadischen Geisterspektakel „Matusalem – Der Fluch des Piraten“ wird versucht, der Geist des Piraten auf die Bühne zu holen, und bei dem wunderschönen orientalischen Märchenfilm „Der Dieb von Bagdad“ (Do. 5., 15 Uhr) können die Kinder selbst auf einen fliegenden Teppich krabbeln.

Mit diesem englischen Film aus dem Jahr 1940 wollen die Veranstalter den Kindern auch zeigen, daß das Neuste im Kino nicht unbedingt immer auch das Beste sein muß, und mit ihrem Abschlußfilm gehen sie bei dieser behutsamen Einführung in die Filmgeschichte noch einen Schritt weiter. Am Sonntag um 16 Uhr lernen die Kinder in „The Kid“ von Charles Chaplin mit Jackie Coogan einen Altersgenoßen aus der Vergangenheit der 20er Jahre kennen. Der Stummfilm wird auf der Bühne von Johannes Grundhof am Klavier begleitet. Ein guter Einstieg für die Cineasten von morgen.

Wilfried Hippen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen