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Kroaten morden in der Krajina

■ EU-Beobachter prangern Greueltaten gegen Serben an: Zivilisten getötet, Häuser in Brand gesetzt

Zagreb/London (AP/AFP) — Die Europäische Union hat der kroatischen Armee vorgeworfen, bei ihrer Offensive gegen die Krajina-Serben im August willkürlich getötet, ganze Ortschaften zerstört und Zivilisten vertrieben zu haben. Einem vertraulichen Bericht von EU-Beobachtern zufolge entdeckten die EU-Vertreter in der Krajina die Leichen von 62 Menschen, die größtenteils lange nach Ende der Blitzoffensive getötet wurden. In den meisten Fällen seien die Opfer von hinten erschossen oder ihnen sei die Kehle durchschnitten worden.

Alarmierend sei auch die Zahl der in Brand gesetzten Häuser, heißt es in dem Bericht weiter. 60 Prozent der von Serben bewohnten Häuser in der Umgebung von Knin seien zerstört worden. Die EU-Beobachter warnten davor, den kroatischen Beteuerungen Glauben zu schenken, serbische Rückkehrer seien in der Krajina sicher und Daheimgebliebene könnten bleiben. Diese Behauptungen stünden „in krassem Gegensatz zur Realität“.

Auch die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hielt Kroatien vor, Serben verschleppt, mißhandelt und systematisch Häuser zerstört zu haben. Der Organisation liegen nach eigenem Bekunden Informationen über Dutzende von Hinrichtungen vor.

Der für Menschenrechtsfragen zuständige US-Unterstaatssekretär John Shattuck drohte Kroatien wegen der andauernden Menschenrechtsverletzungen mit Konsequenzen. Shattuck sagte in Zagreb, die amerikanische Regierung überprüfe ihre finanzielle und politische Unterstützung für das Land, sollte die kroatische Regierung die Verantwortlichen für die Greueltaten gegen die Serben nicht zur Rechenschaft ziehen.

Kroatien drohte unterdessen vor der UN-Vollversammlung in New York erneut damit, nach der Krajina auch das serbisch kontrollierte Ostslawonien einzunehmen. Sollten die Verhandlungen mit den Serben nicht bis zum 30. November zum Erfolg führen, werde Kroatien „einseitig das Problem der Wiedereingliederung der noch besetzten Gebiete lösen“, sagte der kroatische Außenminister Mate Granić. Seiten 8 und 10

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