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Die KleinenMit gefälschtem Spot

■ Robin Hood der Arbeitslosen: die PASS

Jahrelang sei er von der CDU bestochen worden, gestand Bruno Waltert, Chefredakteur der Berliner Morgenpost, vor einer Woche im SFB. Und weil ihn jetzt Reue gepackt habe, rufe er zur Wahl einer Arbeitslosenpartei auf. Eine „Unverschämtheit“, beschwerte sich das Springer-Blatt. Der Wahlspot, in dem neben Waltert auch Harald Juhnke, Landeswahlleiter Günther Appel und der Berliner Landesbischof Wolfgang Huber auftreten, ist eine Fälschung.

Gegen die Scherzkekse, die Promi-Aufnahmen dilettantisch mit Phantasie-Texten unterlegt haben, kündigte der Morgenpost-Chef Waltert „energischste rechtliche Schritte“ gegen die „Partei der Arbeitslosen und Sozial Schwachen“(PASS) an.

„Lustig“ findet PASS-Gründer Andreas Lüdecke das Skandälchen. Und daß den „kleinen Arbeitslosen“ wirklich was passiert, kann er sich nicht vorstellen. Seit fünf Jahren ist der ehemalige Diplom-Volkswirt ohne Anstellung. Und fest entschlossen, die „bis aufs Mark moralisch völlig verrotteten und verlotterten Politiker“ das Fürchten zu lehren. Als Robin Hood der Arbeitslosen, Frührentner und Alleinerziehenden will er ins Abgeordnetenhaus einziehen. Und der PDS in den Ostbezirken die Wähler abwerben.

Chancen rechnet sich der bärtige Wilmersdorfer vor allem in Hellersdorf, Treptow und Hohenschönhausen aus. In den Bezirken, wo Frauen über die Hälfte der Arbeitslosen stellen, hat die PASS zum Teil reine „Damenlisten“ aufgestellt. Die Männer, vermutet PASS-Boß Lüdecke, haben in den ehemaligen SED-Hochburgen keine Lust mehr auf Parteiarbeit. Frauen sind es auch, die auf Garagen und Hausdächer klettern, um das PASS-Logo mit den zwei Sternen an die Wand zu sprühen. Doch mit Feministinnen oder Polit-Spontis hat die PASS nichts am Hut.

Lüdeckes Parolen klagen an, Ideen hat er kaum. „Arbeit den Arbeitslosen“, „Wohnungen den Wohnungslosen“, heißt es lapidar. Gegen „puren Kapitalismus“ und „Rentenmanipulation“ will er kämpfen, die „Sippenhaftung bei der Sozialhilfe“ abschaffen und den „Asozialen aus Bonn“ das Handwerk legen. Daß Langzeitarbeitslose zu Sozialämtern abgeschoben werden und als „Arbeitssklaven“ für ein paar Mark pro Stunde verheizt werden, findet er „moralisch verwerflich“.

Firmen, die unterbezahlte Schwarzarbeiter beschäftigten, würde er „nach Sibirien schicken“ und für höhere Solidarbeiträge der Großverdiener sorgen. Kürzere und flexiblere Arbeitszeiten, Überstundenregelung durch Freizeitausgleich, Kürzung der Diäten statt Streichung des Schlechtwettergeldes – alles ehrenwerte Forderungen. Nur schade, daß Gewerkschafter sie schon vor Jahren aufgestellt haben.

Immerhin: Die Idee mit dem Wahlspot könnte Zukunft haben. Wir fordern: selbstgebastelte Werbung auf allen Kanälen und Freiheit für die Bananenrepublik. Constanze v. Bullion

wird fortgesetzt

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