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Zwei Pipelines sind besser als eine

■ Aserbaidschan will künftig Öl durch Südrußland zum Schwarzen Meer pumpen. Zweite Pipeline durch Georgien und die Türkei soll zum Mittelmeer führen

Baku (taz/AP) – Das monatelange Tauziehen um den Weg des aserischen Erdöls auf die Weltenergiemärkte ist jetzt mit einem Kompromiß beendet worden: Das internationale Konsortium AIOC entschied gestern in der aserischen Hauptstadt Baku, daß für den Export des Öls aus Aserbaidschan zwei Leitungen benutzt werden sollen: eine Pipeline vom Kaspischen Meer durch Rußland zum Schwarzen Meer und eine andere durch Georgien und die Türkei zum Mittelmeer.

Diesem Beschluß war ein wochenlanges Gerangel zwischen Rußland und der Türkei um die Streckenführung und damit um politischen Einfluß in Zentralasien und auf dem Kaukasus vorangegangen. Moskau und Ankara ging es dabei in erster Linie um die Kontrolle der wirtschaftlich wichtigen Öl-Exportwege.

Für die jetzt erreichte Kompromißlösung hatte sich in den vergangenen Monaten US-Präsident Bill Clinton besonders eingesetzt. Noch zwei Tage vor dem letzten Treffen des Konsortiums hatte Clinton mit dem aserischen Präsidenten Gaidar Alijew telefoniert, um für die Kompromißlösung zu werben. Mehrere Leitungen würden eine größere Sicherheit für den Export bringen und die wirtschaftliche Entwicklung aller Länder der Region ermöglichen, hatte kürzlich auch der US-Botschafter in Baku erklärt.

Nach der Entscheidung des Konsortiums wird zunächst der größte Teil der kaspischen Ölförderung durch Rußland zum Schwarzmeerhafen Noworossisk transportiert. Diese Pipeline ist 1.400 Kilometer lang und führt über den nördlichen Kaukasus durch Tschetschenien.

Dies ist die billigste Transportlösung, da bereits vorhandene Pipelines mitbenutzt werden können. Nur 27 Kilometer neue Pipeline müßten dafür gebaut werden. So kann mit der Lieferung von zunächst 11.000 Tonnen Öl am Tag schon vom Sommer des nächsten Jahres an begonnen werden, hofft das AIOC.

Die Türkei will in den kommenden Jahren eine in größeren Teilen neue Erdölpipeline zur Mittelmeerküste bauen. Vom ersten Teil der Leitung, die von Aserbaidschan an die georgische Schwarzmeerküste führt, sind bislang rund 800 Kilometer gebaut, 140 müßten noch erstellt werden. Für eine Fertigstellung der Gesamtstrecke fehlen aber noch einige hundert Kilometer Pipeline durch die Nordtürkei. Bei einer Ausweitung der Ölförderung in Aserbaidschan oder dem benachbarten Kasachstan wird die zweite Pipeline erforderlich.

Das Öl-Konsortium AIOC wird von amerikanischen Firmen dominiert. Beteiligt sind neben den US- Unternehmen Amoco, Exxon, McDermott, Pennzoil und Unocal die staatliche aserbaidschanische Ölgesellschaft Socar, die türkische Gesellschaft TPAO, die russische Lukoil, die saudiarabische DNKL, die norwegische Statoil, British Petroleum und Ramco.

Vor einem Jahr hatten das Konsortium und die aserische Regierung in Baku ein Abkommen zur Ausbeutung von drei Ölfeldern am Kaspischen Meer für acht Milliarden Dollar unterzeichnet. Aserbaidschan bezeichnete dieses Projekt als „Jahrhundertabkommen“, da das Land die Öleinnahmen als eine Garantie für seine Unabhängigkeit ansieht. bo

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