Hoechst vergiftet Main

■ Unfall drei Tage verschwiegen. Bedienungsmannschaft soll schuld sein

Frankfurt/Main (taz) – Es geht wieder los: Nach der Störfallserie bei BASF kam es auch im Stammwerk der Hoechst AG in Frankfurt-Höchst zu einem Chemieunfall, der drei Tage lang von den Verursachern vor Ort vertuscht wurde. Bereits am frühen Dienstag morgen waren 300 Kilogramm der „giftigen, stark wassergefährdenden und umweltgefährlichen“ Chemikalie Dichloranilin freigesetzt worden. Der Stoff war in einen zur Kläranlage führenden Kanal ausgelaufen, weil ein Ventil nicht rechtzeitig geschlossen worden sei. So gelangten die 300 Kilogramm Dichloranilin in die biologische Kläranlage, in der – nach Werksangaben – 200 Kilogramm „vernichtet“ worden sind. Der Rest der wassergefährdenden Substanz gelangte in den Main.

Daß die Öffentlichkeit und auch die Wasserschutzbehörden erst drei Tage nach dem Unfall informiert wurden, bedauerte Hoechst- Sprecher Schönefeld zutiefst. Die zuständige Fachabteilung im Werk habe erst am Donnerstag davon erfahren, sagte Schönfeld. Die Bedienungsmannschaft wollte den von ihr verursachten Unfall offenbar vertuschen – eine Vorgehensweise, die, so Schönfeld, „nicht geduldet“ werden könne. Die Grünen im Römer haben die Frankfurter Staatsanwaltschaft aufgefordert, ein Ermittlungsverfahren gegen Hoechst einzuleiten. Schließlich beziehe ein Teil der Bevölkerung Trinkwasser aus dem Main. Die Wasserschutzpolizei hat die Ermittlungen aufgenomen. Und die Wasserwerke am Rhein wurden informiert. kpk