Das Portrait
: Der Aussteiger

■ Manuel Camacho Solis

Manuel Camacho Solis hat das Handtuch geworfen: Am Freitag gab der 49 Jahre alte Politiker in Mexiko-Stadt seinen Austritt aus der regierenden Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) bekannt, der er „autoritäre Praktiken und Kriecherei“ vorwarf. Überraschend war das nicht. Sein Abgang hatte sich in den monatelangen Auseinandersetzungen mit Parteifreunden, vor allem aus dem rechten Flügel, abgezeichnet.

Dabei galt Camacho, ehemaliger Außenminister und Ex-Bürgermeister der Hauptstadt, noch vor wenigen Jahren als Nachfolger von Präsident Carlos Salinas de Gortari. Die beiden kennen sich schon aus Studentenzeiten. Mit der Freundschaft war es vorbei, als Salinas Ende 1993 nicht Camacho, sondern Luis Donaldo Colosio zum Kandidaten für das Präsidentenamt bestimmte.

Eine erneute Chance bot sich Camacho, als er nach der Revolte der Zapatisten Anfang 1994 als Verhandlungsführer in den Bundesstaat Chiapas geschickt wurde. In der Hauptstadt rechneten viele bereits damit, er werde doch noch als Präsidentschaftskandidat nominiert. Doch als Colosio im März 1994 ermordet wurde, erhielt Ernesto Zedillo den Zuschlag. Camacho betrachtete ihn von vorneherein als seinen Gegner. Wegen der „grundlegenden Differenzen“ trat er vier Monate später von seinem Amt als Friedensbeauftragter zurück.

Erst in diesem Monat wurde ein Brief vom März des Jahres bekannt, der Camachos Abneigung gegen Zedillo rechtfertigt: Letzterer warnte darin den Präsidentschaftskandidaten Colosio eindringlich vor den „politischen Ambitionen“ Camachos. Die folgenden Auseinandersetzungen eskalierten in grotesker Weise, als Camacho den Innenminister Emilio Chuayffet zu einem Fernsehduell aufforderte. Der wiederum kündigte an, er werde Briefe Camachos nicht mehr beantworten und listete öffentlich sämtliche Rechtschreibfehler in dessen Duellforderung auf.

Manuel Camacho Solis Foto: taz-Archiv

Damit war das Maß offenbar voll. Camacho verließ die Partei, nicht ohne ihr Filz und fehlende Reformfähigkeit vorzuwerfen. Inzwischen wird bereits spekuliert, ob er sich künftig als Reformer bei einer der Oppositionsparteien versuchen wird. Jedenfalls hat er bereits angekündigt, er wolle seinen Kampf für Demokratie und wirtschaftliche Reformen fortsetzen. Auszuschließen ist genausowenig, daß er beabsichtigt, eine eigene Partei zu gründen. AH/Hei