: Die Massaker gehen weiter
Sanski Most/Banja Luka (AFP/AP) – Die bosnischen Serben haben bei ihrem Rückzug aus der westbosnischen Stadt Sanski Most nach Angaben von Bürgermeister Mirzet Karabeg mindestens 85 muslimische Zivilisten getötet. „Wir fürchten aber, daß die Zahl der Toten dreimal so hoch ist, weil wir täglich neue Leichen entdecken“, sagte Karabeg. Er berichtete zugleich, daß die Serben in den Wochen vor dem Fall der Stadt mindestens 1.000 Männer in vier zu Internierungslagern umfunktionierten Fabrikhallen vor den Toren von Sanski Most verschleppt hätten.
Nach Angaben von UN- Sprecherin Myriam Sochaki hat es in Nordwestbosnien in der Nacht zu Sonntag nur noch wenige Verstöße gegen die Waffenruhe gegeben. Auch der serbische Rundfunk in Banja Luka hatte gestern morgen nur von vereinzelten Gefechten und Artellerieangriffen der verbündeten Muslime und Kroaten in diesem Teil Bosniens berichtet.
Unterdessen rief der serbische Oberbefehlshaber Ratko Mladić die Serben zu einer Entscheidungsschlacht auf. Serbenführer Radovan Karadžić kündigte an, daß alle Offiziere zur Rechenschaft gezogen würden, die bei der jüngsten Offensive der Regierungstruppen einen Rückzug angeordnet hätten. Karadžić sagte nach mehrstündigen Beratungen seiner Partei, die Serben würden auf einer Friedenskonferenz keinerlei Gebietsveränderngen anerkennen, die seit der Genfer Grundsatzvereinbarung vom 8. September eingetreten seien.
Unterdessen berieten die bosnischen Serben auf einer Parlamentssitzung in Banja Luka ihr weiteres Vorgehen. Eine Gruppe oppositioneller Abgeordneter verlangt die Ablösung der Regierung und die Bildung eines Kabinetts der nationalen Rettung sowie eine sofortige Gegenoffensive zur Befreiung der verlorenen Gebiete.
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