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Von der Polizei entmietet

■ Hausabriß nach Polizeidurchsuchung: Gutes Ergebnis, findet der Minister

Hannover (taz) – Von der Polizei selbst unbewohnbar gemacht wurden zwei hannoversche Jugendwohnprojekte, die in der vergangenen Woche zunächst durchsucht und dann als „baufällig“ abgerissen worden waren. Entsprechende Vorwürfe der nunmehr obdachlosen jugendlichen Mieter hat der niedersächsische Innenminister Glogowski gestern bestätigt. Bei der insgesamt zwei Tage dauernden Durchsuchung der beiden kleinen Häuser in der hannoverschen Nordstadt habe die Polizei zahlreiche Hohlräume geöffnet, um nach Waffen oder Sprengstoff zu suchen, sagte Gerhard Glogowski gestern. „Nach einer solchen polizeilichen Untersuchung wird eben aus Wohnungen kein Hotel“, beschrieb der Minister die Folgen der Polizeiaktion. Den anschließenden Abriß der unbewohnbaren Häuser lobte Glogowski mit den Worten: „Ich finde das Ergebnis gut.“ Während der Durchsuchungsaktion hatte die Polizei nach eigenen Angaben in einer Garage hinter den Häusern unter Gerümpel einen Revolver, Munition und zwei Handgranaten entdeckt. Wegen dieser Funde könne allerdings bisher gegen die jugendlichen Bewohner kein Tatverdacht ausgesprochen werden, sagte der Innenminister gestern.

Die jetzt 15 Jugendlichen, die eigentlich in einem städtischen Modellprojekt die beiden kleinen Häuser in Eigenarbeit sanieren sollten, werfen der Polizei vor, bei der Durchsuchung Fensterrahmen zertrümmert, Treppen zersägt und auch das Inventar zerstört zu haben. So habe die Polizei für jene „Unbewohnbarkeit“ der Häuser gesorgt, mit der die Stadt Hannover dann eine Abrißverfügung für die Jugendwohnprojekte begründete. Nach Angaben von Rechtsanwältin Klawitter wollen die Bewohner jetzt zumindest für ihre verlorengegangene Habe Schadensersatz verlangen. Nur ein kleiner Teil des Eigentums der Bewohner sei vor dem Abriß von der Polizei in Kisten verpackt worden, sagte die Rechtsanwältin gestern. Jürgen Voges

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