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Mach es, Kanzler Kohl!

■ Masse muß in Energie umgewandelt werden

Herr Bundeskanzler, wer würde Ihnen widersprechen? Die Opposition liegt am Boden. Die Union haben Sie auf dem CDU-Parteitag in Karlsruhe die einzige politische Kraft genannt, die in Deutschland Mehrheiten finden könne. Zugegeben, stimmt im Moment. Die Frage ist nur: Was machen Sie in Bonn aus diesen Mehrheiten?

Wir hören es täglich: Kein Politiker in der Bundesrepublik hat mehr Einfluß, keiner steht so unangefochten im Zenit seiner Macht, keiner verfügt über einen größeren Handlungsspielraum als Helmut Kohl.

Deshalb Kanzler, geh' voran: Ihr Gewicht für die ökologische Steuerreform! Wenn selbst schon die CSU-Basis gegen die Blockadehaltung der eigenen Führung aufbegehrt, dann wird der Überstaatsmann Helmut K. doch in der Lage sein, die kleine Schwesterpartei mitzuziehen. Die Bremser in der CDU und die Industrieverbände werden dann eben an die Wand gedrückt, der Restwiderstand läßt sich nach der so oft bewährten Methode „intelligent aussitzen“! Die Grünen würden sich schwarz ärgern, die Sozialdemokraten rot vor Zorn.

Warum es nun ausgerechnet in Karlsruhe sein muß? Aber Sie kennen doch Ihre Partei, Kanzler! Sie wissen doch, daß die Vorbereitung auf das vielbeschworene 21. Jahrhundert unbequeme Antworten und risikoreiche Schritte verlangt, vor denen sich die meisten in der CDU drücken wollen. Sie wissen doch, daß die Delegierten sich hinter Ihrem breiten Rücken verstecken und sich an das kleine bißchen Macht klammern, das sie Ihnen verdanken. Ist ja auch so menschlich.

Deshalb mach' es, Helmut Kohl! Vom Kanzler der deutschen Einheit zum Kanzler der Einheit von Öko- Speach und Öko-Politik – das wird ein hartes Stück Arbeit. Aber in den Achtzigern hat ja auch kein politisch Verantwortlicher an die Wiedervereinigung geglaubt.

Ihre laue Rede von Karlsruhe aber können wir nur als plumpes Täuschungsmanöver verstehen: Kein Vernünftiger werde sich „dagegen wehren“, mit der Lenkungsfunktion von Steuern stärker Umweltpolitik zu machen, haben Sie da allen Ernstes gesagt. Wo es doch nicht um Wehren oder Abwehren geht beim Thema Zukunft, sondern ums Vorangehen!

Kanzler, werde grün! Sonst müssen wir aufhören, auf Ihr schieres Gewicht zu setzen und unsere Hoffnungen weiter an die Opposition hängen. Aber bis die sich erholt, vergeht soviel Zeit, die wir für die Sicherung der Zukunft dringend brauchen. Hans Monath

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