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Unterm Strich

In letzter Zeit schien er eigentlich ganz zuversichtlich, was sein Schicksal nach den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am 22. Oktober betrifft: Kultursenator Ulrich Roloff-Momin. Obwohl bereits neue Namen für sein Ressort gehandelt wurden – eine gerne geübte Praxis im Vorfeld von Wahlen –, brachte er sich zuletzt mit dem Vorschlag ins Gespräch, im Zuge notwendiger Zusammenlegungen das kleine Kulturressort an die Wissenschaftsverwaltung anzukoppeln, um so als Doppelsenator seine eigene Nachfolge antreten zu können. Doch er hätte gewarnt sein müssen; spätestens, als selbst Albert Eckert, kulturpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, kürzlich dafür plädierte, das Kulturressort vielmehr der Stadtentwicklung anzugliedern. Ein Vorschlag, den natürlich auch die Berliner CDU gutheißt, sitzt doch auf diesem Posten derzeit Volker Hassemer, letzter CDU-Kultursenator vor der rot-grünen Koalition. Und überhaupt: Etwas muß an der Verquickung von Bauwesen und Kultur dran sein. Das hat auch die SPD-Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer erkannt, die ingeniös – wenn auch angeblich nur aus Genervtheit ob fortgesetzter Nachfragen – den ehemaligen Regierenden Bürgermeister Walter Momper als Kandidaten fürs Kulturressort vorschlug. Warum Walter Momper? Das können nur diejenigen fragen, die mit den Plänen der Hauptstadt 2000 nicht vertraut sind. Momper hatte sich nach seiner Wahlschlappe ins Immobiliengeschäft zurückgezogen. Die Hauptstadt wiederum ist ein Projekt der Bauindustrie. Und welche Areale stehen derzeit zur Disposition? Das Tacheles, die Technoclubs in Berlin-Mitte, Probebühnen und die Off-Galerieszene im Scheunenviertel. Und diese Kulturräume, besser: Immobilien, sollen künftig Baugewerbespezialisten verwalten? Eigentlich genial. Allein, Roloff-Momin fühlt sich düpiert. Er glaubt jetzt die Quittung für seine Schließung des Schiller Theaters zu bekommen, die man zu guter Letzt ihm allein anhängt, damit sich seine Senatskollegen, „die damals in den Schützengräben gehockt und sich die Aktentaschen über den Kopf gehalten haben, damit sie bloß nichts abkriegen“, davon freimachen können. Und er beklagt: „Ich hätte mehr Anstand erwartet.“ Aber eine Woche vor der Berliner Wahl hat Stahmers Vorschlag vor allem eine Botschaft: Die Kränkung kommt vor dem Fall.

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