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Lafontaine orakelt über Solo oder Trio

Der saarländische Ministerpräsident heizt die alte Debatte über Ämter- und Aufgabenverteilung in der SPD-Spitze neu an. Gerhard Schröder soll wieder mehr zu sagen haben  ■ Aus Bonn Karin Nink

SPD-Personaldebatte und kein Ende: Oskar Lafontaine soll sich am Montag abend im Parteivorstand für eine Aufteilung der Führungsverantwortung auf mehrere Personen und damit für eine Ämtertrennung in der SPD-Spitze ausgesprochen haben. Unter Hinweis auf das Trio Brandt, Wehner und Schmidt habe der ebenfalls auf ein Bonner Amt spekulierende Saarländer erklärt, einer allein könne diesen Aufgaben nicht gerecht werden.

Diese Interpretation des Gesagten wurde gestern mittag nach einer Sitzung des Parteirates von Lafontaine persönlich als „Falschmeldung“ zurückgewiesen. Er habe in der Vorstandssitzung für Scharping als Parteivorsitzenden votiert. Gesprochen habe er lediglich über die Zusammenarbeit in der Parteispitze und darüber, wie die einzelnen Aufgaben besser verteilt und die Zusammenarbeit zwischen den Ministerpräsidenten und der Bundestagsfraktion verbessert werden könnte. Außerdem habe er sich für eine erneute und stärkere Einbindung von Gerhard Schröder in die Parteispitze ausgesprochen. Alles andere sei eine „an der Realität vorbeigehende Interpretation“. Auch der Parteivorsitzende Rudolf Scharping bekräftigte, daß er Oskar Lafontaine immer so und nie anders verstanden habe. 30 der 31 anwesenden Mitglieder des 45köpfigen Parteivorstandes hatten am Montag für ihn als Vorsitzenden gestimmt.

Dennoch dürften die Worte des saarländischen Ministerpräsidenten so unverfänglich nicht gewesen sein. Denn gestern morgen interpretierten Teilnehmer der montäglichen Sitzung das Gesagte recht unterschiedlich: Der amtierende Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering fand, daß Lafontaine „in der richtigen Tonlage“ ausgedrückt habe, daß in der SPD- Spitze Aufgaben und Verantwortung wieder stärker aufgeteilt werden müßten. Auch eine SPD-Sprecherin versicherte, Lafontaine habe „nicht von einer Ämteraufteilung, sondern von Aufgabenverteilung gesprochen“.

Die Juso-Vorsitzende Andrea Nahles dagegen verstand Lafontaines Äußerungen als ein Votum für die Trennung der Parteiämter. Der Juso-Bundesvorstand hatte vor kurzem einstimmig eine Trennung von Partei- und Fraktionsvorsitz gefordert. Auch der SPD- Außenpolitiker Norbert Gansel sprach von einem „befremdlichen Auftritt“ Lafontaines. Der Saarländer habe damit klar seinen Anspruch auf Führungsfunktionen angemeldet.

Unterdessen kann von einer deutlichen Verjüngung des Parteivorstandes keine Rede mehr sein, nachdem das Gremium am Montag abend über seine Vorschlagsliste zur Neubesetzung abgestimmt hatte: Lediglich zwei KandidatInnen unter 30 wurden nominiert: die JungsozialistInnen Benjamin Mikfeld und Kerstin Griese. „Damit läßt sich das Generationenloch von mehr als 25 Jahren nicht stopfen“, kritisiert Juso-Vorsitzende Nahles. Sollten auf dem Parteitag noch mehr junge Leute eine echte Chance auf einen Platz im Vorstand haben, „muß sich der Parteivorsitzende auch klar und deutlich dafür einsetzen“, fordert sie. Mit dem besten Stimmergebnis wurden Anke Brunn und Manfred Stolpe nominiert. Durchgefallen ist neben Norbert Gansel auch Scharping-Intimus Wolf-Michael Catenhusen. 20 der 45 KandidatInnen sind Frauen.

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