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Fixe Antragsflut

■ In München versuchen Drogenfans die Grünen zu unterwandern

München (taz) – Während aus der bayerischen SPD jeden Monat 100 Genossen austreten, bekamen die Münchner Bündnisgrünen kürzlich scheinbar erfreuliche Post: 86 Anträge auf Aufnahme in die Partei, hübsch verschnürt in einem Päckchen.

Doch die Parteispitze reagierte skeptisch. Denn kaum ein Antragsteller war den Mitgliedern bekannt. Nach Recherchen stellte sich heraus, daß viele der 86 neuen Kandidaten zu den Fans von Mirko Vuceljic gehören, einem Arzt, der wegen seiner schnellen Codein-Verschreibung an Drogensüchtige in München äußerst umstrittenen ist und bisher erfolglos versucht hat, die grüne Politik in München zu beeinflußen. Der Verdacht lag nahe, daß die 86 Neuen eintreten wollten, um Vuceljic bei der Listenaufstellung für die nächste Stadtratswahl eine gute Position zu sichern. Diese Kandidatenkür soll in drei Wochen bei einer Versammlung erledigt werden, die normalerweise von nur 100 Mitgliedern besucht wird. Die Neuen hätten den guten Listenplatz von Vuceljic schnell durchgesetzt.

Nachdem sich keiner der Antragsteller bei der Partei vorstellte, wurde der Sammelantrag abgelehnt. Doch einige hatten gut begriffen, daß die Satzung der bayerischen Grünen solche Übernahmen leicht macht. Denn auch die Untergliederungen der Partei, also Kreisverbände und Ortsverbände, dürfen Mitglieder aufnehmen. Deshalb versuchten die Neuen es zunächst in allen fünf Kreisverbänden. Vier lehnten ab, aber der fünfte nahm einige auf. Der Rest ist damit beschäftigt, neue Ortsverbände zu gründen – denn die existieren nicht in allen Teilen der Stadt. Ein solcher Ortsverband mit der „richtigen“ Mehrheit könnte dann den Rest der 86 aufnehmen, vermutet Bernd Schreyer, der Stadtchef der Bündnisgrünen.

Vorläufige Hoffnung: Bei der ersten Gründung passierten juristische Fehler, weshalb die Partei die Gründungsversammlung nicht anerkennt. Felix Berth

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