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Privattunnel in Rostock

■ Baulöwe Bouygues soll Straße unter der Warnow betreiben / Drei Mark Maut

Berlin (taz) – Die Warnow in Rostock soll untertunnelt werden, ohne daß die Stadt dafür zu zahlen hätte. Auch Bund und Land bleiben nach den Plänen der Bürgerschaft verschont, denn das 600 Meter lange Stück wird die erste privat finanzierte Straße in Deutschland. Mit rund 200 Millionen Mark werden die Gesamtbaukosten veranschlagt. Dafür zahlen Autofahrer für jede Querung drei Mark.

Die Rostocker Bürgerschaft hat am Mittwoch abend die Stadtverwaltung beauftragt, die Vertragsverhandlungen mit dem französischen Bau- und Medienmulti Bouygues aufzunehmen. Für das Projekt habe es eine große Mehrheit aller Fraktionen gegeben, sagte Rostocks Oberbürgermeister Arno Pöker (SPD) nach der nichtöffentlichen Sitzung. Mit einem Abschluß der Konzessionsverhandlungen könne noch in diesem Jahr gerechnet werden, so Pressesprecherin Sabine Weigend zur taz. Da mit einer Bauzeit von zwei Jahren gerechnet wird, könnte der Tunnel bereits 1998 fertiggestellt werden, spätestens aber im Jahr 2000. Dann sei mit täglich 30.000 Fahrzeugen zu rechnen, so der Oberbürgermeister.

Das Bouygues-Konsortium wolle 15 Firmen aus der Region an dem Bauvorhaben beteiligen, heißt es. Allerdings hat die Hansestadt schon einmal schlechte Erfahrungen mit Ankündigungen des Bau- und Mediengiganten gemacht, der als französischer Berlusconi gilt: Vor drei Jahren zog er im letzten Moment sein Kaufangebot für das größte ostdeutsche Baukonglomerat Elbo zurück.

Doch auch diesmal setzen die Rostocker auf den Weltmarktführer im Hochbau, dessen Jahresumsatz deutlich über 20 Milliarden Mark liegt. „Die Stadt schätzt die große Erfahrung in der Finanzierung und Refinanzierung“, formuliert es Sprecherin Weigend. Die Stadt habe sich diese Investition unmöglich leisten können. Und da Rostock im Bundesverkehrswegeplan „bis zum Jahr 2012 nicht mit vordringlichem Bedarf aufgeführt“ sei, konnte die Stadt auch nicht auf Bundesmittel zählen.

Erfahrung mit spektakulären Wasserquerungen hat Bouygues: Bei Le Havre baut das Unternehmen die „Pont de Normandie“, die längste Schrägseilbrücke der Welt. Und auf stabile Betonwände hofft neben der Rostocker Bürgerschaft auch die ukrainische Atomenergieagentur: Sie beauftragte den französischen Multi mit dem Bau des zweiten Sarkophags um den GAU-Reaktor von Tschernobyl. arns

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