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■ StandbildSorgenkind Elke

„Wunder-Bar“, Donnerstag, 20.15 Uhr, ZDF

Waren das Abende! Als Walter Sparbier dank Doppelherz Lose zog, Assistentin Beate mit statischer Helmfrisur Gewinne verlas und die in Glaskapseln gesperrten Kandidaten kryptische Kommandos gaben: „Operette 40, bitte!“ Mittendrin trotzte Wim Toelke, der große Autist der Donnerstagabendunterhaltung, den Widrigkeiten der Ratewand: So konnte man bei Wim Thoelkes Großem Preis jahrelang mitraten, über Wum und Wendelin lachen und nebenbei noch was für die Behinderten tun. Doch dann ließ das ZDF die Sorgenkinder ins Studio, die die große Sozialgala in Null Komma nix sprengten. Erst schleimte sich Kuli durch die Deko, dann machte Caroline Reiber allem ein Ende und Lippi die „Goldmillion“ zu seinem persönlichen Tratsch-Workshop. Als Folge blieben sowohl die ZuschauerInnen als auch neue Rollstühle aus, und der gekränkte Thoelke blies zum Kreuzzug gegen das korrumpierte ZDF.

Bis Dieterthomasheck uns im März 1996 den endgültigen „Große Preis“-Nachfolger „Aktion“ gibt, soll nun Elke Schneiderbanger (vorher Sat.1) die Aktion Sorgenkind übernehmen. Sechsmal wird sie zwei Prominenten an ihrer „Wunder-Bar“ „unglaubliche Geschichten“ präsentieren, „von denen niemand ahnt, ob sie wahr sind“.

Und wenn, ist es auch egal. Denn ob es den englischen Dalmatiner-Club wirklich gibt, interessiert wohl nur Hundefreunde. So sahen das auch Michael Schanze und Elmar Hörig, die alles taten, um den Einstand ihrer Kollegin zu sabotieren. Während der offensichtlich bekiffte „Elmi“ Hörig peinliche Zoten riß (Wunderbar-Wonderbra- Hahaha!), bemäkelte „Michel“ Schanze ganz und gar nicht pc die Fettleibigkeit der Statisten. Zur Strafe mußten beide, in Kettcars gezwängt, durchs Studio fahren und rosa Plüschhunde einsammeln. Da wäre dann die Frage, ob's das wirklich gibt, endlich mal angebracht gewesen. Einziger Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Heintje, der bei seinem „Mama“-Rap so ins Schwitzen kam, daß er danach gläsernen Blickes an der Bar lehnte und auf Elke Schneiderbangers hundertste Frage „Ist das wahr?“ nur noch brüsk „Ist mir doch egal“ blaffte.

„Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß jemand vor dem Fernseher sitzt“, hatte Elke Schneiderbanger vor der Sendung gesagt. Vielleicht ist genau das ihr Problem. Oliver Gehrs

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