Die guten ESA-Hirten von der Raumstation

■ Dasa bringt ein Schäfchen ins trockene / Italien nimmt Kredit auf

Berlin (taz/dpa) – Schon in etwa sechs Jahren wird Europa ein eigenes „Zimmer“ im Weltraum haben: eine permanent nutzbare Forschungsbasis, rund 400 Kilometer hoch über der Erde. Das Labormodul Columbus, das dann an die internationale Raumstation Alpha ankoppelt, wird nun unter deutscher Führung gebaut. Alpha – zusammen mit Rußland, den USA, Kanada und Japan geplant – soll etwa 19 Milliarden Mark kosten, Columbus gut 3 Milliarden.

Laut Jean-Marie Luton, dem Generaldirektor der European Space Agency (ESA), trägt Deutschland 41 Prozent der Kosten, Frankreich 27 und Italien 19 Prozent. Der italienische Teil der Finanzierung ist allerdings noch nicht gesichert, weil das Parlament in Rom eine Obergrenze festgelegt hat, die nur ein gutes Drittel des fälligen Betrags abdeckt. Nun wird die ESA der italienischen Regierung einen Kredit bis zur nächsten Haushaltsberatung einräumen. Dann müssen die restlichen Mittel beschlossen werden, sonst steht Columbus wieder in den Sternen.

Falls es aber klappt, hat vor allem die gebeutelte Daimler-Tochter Dasa ein weiteres Schäfchen ins trockene gebracht. Sie wird der Systemführer bei Columbus und erhält damit auch den größten Brocken der bereitgestellten Forschungsgelder. In den letzten Wochen war unter dem Eindruck der angedrohten Massenentlassungen bei Dasa von der Bundesregierung die Entscheidung über die Anschaffung diversen militärischen Fluggeräts beschleunigt worden. Auch der Bau des ersten Spionagesatelliten unter deutscher Beteiligung ist im Prinzip beschlossen – ob mit den Franzosen oder der USA, ist noch unklar.

Über „Baugenehmigung und Finanzierung für das europäische Haus im All“ freuten sich aber nicht nur die Dasa, sondern auch Forscher wie Professor Walter Kröll von der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt am Freitag in Toulouse. Dort hatten am Vortag die Minister der 14 Mitgliedsstaaten der Europäischen Raumfahrtagentur ESA für das ehrgeizige Projekt die Genehmigung gegeben.

Neben dem Labor liefern die Europäer ein automatisches Transportfahrzeug ATV, bei dem nun als Kompromiß Frankreich die Federführung hat. Es wird mit der neuen europäischen Rakete Ariane 5 ins All gebracht werden, die für weitere Versorgungsflüge zur Station auch noch verbessert werden soll – Frankreich, das bei dem Gesamtprojekt seinen finanziellen Einsatz stark erhöht hat, spielt auch da eine entscheidende Rolle. Die Dasa verdient als Teilelieferant an jeder Ariane mit. rem