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Serben für Truppe von „befreundeten Ländern“

■ Kroatien droht erneut mit gewaltsamer Rückeroberung Ostslawoniens

Bijeljina/New York (AFP/dpa) Das „Parlament“ der Karadžić- Serben hat sich in der Nacht zu gestern für die Stationierung einer multinationalen Friedenstruppe entlang der „Grenzen“ der selbstproklamierten „Serbischen Republik“ ausgesprochen. Die Friedenstruppe im Grenzgebiet zur kroatisch-bosniakischen Föderation müsse jedoch aus Soldaten Rußlands, der Ukraine und anderer „befreundeter Länder“ bestehen, hieß es in einer Entschließung, die von der Nachrichtenagentur SRNA verbreitet wurde. Bisher hatten sich die Karadžić- Serben stets dagegen ausgesprochen, eine multinationale Truppe unter Führung der Nato in Bosnien zu stationieren. Das Oberkommando wurde beauftragt, mit Vertretern Rußlands über die Stationierung der Friedenstruppen zu verhandeln.

An der Sitzung nahm auch Serbenführer Radovan Karadžić teil, nicht jedoch der Armeechef, General Ratko Mladić. Ein Referendum über den Verbleib der Pale- Serben bei Bosnien oder deren Anschluß an die Republik Serbien solle ein Jahr nach einem Friedensschluß abgehalten werden, hieß es in dem Entwurf.

Der russische Präsident Boris Jelzin betonte gestern vor einem Gipfeltreffen mit US-Präsident Bill Clinton in New York erneut, daß Truppen seines Landes nicht unter Nato-Kommando stehen könnten. Jelzin erklärte, daß eine Friedensmission russischer Truppen nur mit einem Mandat des UN-Sicherheitsrats möglich sei. Das dritte Treffen zur Entschärfung der Ostslawonien-Krise begann am Vormittag zwischen Kroaten und den Krajina-Serben bei Osijek unter dem Vorsitz des UN-Jugoslawienbeauftragten Thorvald Stoltenberg. Der kroatische Präsident Franjo Tudjman hatte am Sonntag in seiner Rede in New York erneut mit der gewaltsamen Rückeroberung der serbisch besetzten kroatischen Region Ostslawonien gedroht. Kroatien setze darauf, daß bald eine friedliche Rückeingliederung von 4,6 Prozent kroatischer Gebiete unter serbischer Besetzung erfolge.

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