: Grüne erobern Kreuzberg
■ Erste Direktmandate der Bündnis- grünen in der Geschichte der Republik
Im Berliner Bezirk Kreuzberg sind die Bündnisgrünen auf dem Weg zur Volkspartei. Mit 31,1 Prozent der Zweitstimmen gingen die Ökos bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus im Alternativbezirk klar als Sieger hervor, gefolgt von der CDU mit 27,4 Prozent und der SPD mit 24,2 Prozent.
Noch deutlicher fielen die Ergebnisse bei den Direktmandaten aus. In Kreuzberg SO36 kam der aus Kurdistan stammende grüne Direktkandidat Riza Baran mit 35,4 Prozent direkt ins Parlament, und im bürgerlichen Kreuzberg 61 erzielte die grüne Barbara Oesterheld gar 39,8 Prozent der Stimmen. Der dritte Direktbewerber unterlag mit 0,1 Prozent denkbar knapp dem Kandidaten der CDU. Kreuzberg ist damit der Stimmbezirk, in dem die ersten grünen Direktkandidaten in der Geschichte der Bundesrepublik gewählt wurden.
Der Wahlsieg der Kreuzberger Grünen ist zugleich eine bittere Niederlage für die SPD. Der bisherige Kreuzberger Bürgermeister Peter Strieder, Frontmann der Berliner SPD-Linken, muß nun auf die Unterstützung der CDU hoffen, um weiter im Amt zu bleiben. Der Grund: Eine rot-grüne Koalition ist nicht in Sicht. Zwischen Strieder und der grünen Bürgermeisterkandidatin Erika Romberg, bisher Baustadträtin in Kreuzberg, gab es in der Vergangenheit immer wieder erbitterte Konflikte vor allem in der Baupolitik.
Doch nicht nur die SPD verfehlte das Klassenziel. Auch die PDS, die ihren Sprung in den Westteil Berlins durch den Einzug in die Kreuzberger Bezirksverordnetenversammlung angepeilt hatte, scheiterte mit 4,7 Prozent an der Fünfprozenthürde. Schuld daran war die Spaßguerillaformation der Kreuzberger Patriotischen Demokraten/Realistisches Zentrum (KPD/RZ), die mit Forderungen nach einem „Rauchverbot in Einbahnstraßen“ oder einem „Nachtflugverbot für Pollen“ 4,6 Prozent der Kreuzberger WählerInnen überzeugen konnte. Uwe Rada, Berlin
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