: Riesenspaß mit Boris
■ Boris Becker erreichte beim Tennisturnier in Essen das Achtelfinale, Stefan Edberg spielte sein tausendstes Match
Essen (dpa/taz) – „Wenn ich einen schlechten Tag erwische, bin ich direkt weg“, hatte sich Boris Becker gegraust, bevor er beim Turnier in Essen gegen den Schweden Magnus Gustafsson anzutreten hatte. Das wäre schlecht gewesen, denn Becker ist noch nicht sicher für das Frankfurter ATP-Finale der acht besten Spieler vom 14. bis 19. November qualifiziert, und in Essen hat er stolze 400 Weltranglistenpunkte zu verteidigen. Das Turnier fand nämlich im Vorjahr noch in Stockholm statt, und dort hat Becker gewonnen.
Der derzeitige Weltranglistenvierte, der in Basel wegen seiner Rückenprobleme das Halbfinale und in Tokio ganz absagen mußte, erwischte einen akzeptablen Tag, erreichte durch ein 7:6 (7:2), 6:4 das Achtelfinale und ist nunmehr sicher, daß die Teilnahme in Frankfurt kein Problem mehr darstellt: „Das sollte wohl klappen. Mit jedem gewonnenen Spiel mache ich es den anderen schwerer.“ Schließlich müsse gar nicht er unbedingt gewinnen, sondern die anderen müßten ihn erst mal überholen. Physisch sei er zu 95 Prozent fit. „Es zwickt noch ein bißchen im Rücken, aber es wird von Tag zu Tag besser.“ Das muß es auch, wenn er seine Ankündigung wahr machen will, im Halbfinale „auf dem Platz“ mit Andre Agassi zu reden. Seit Becker keine Gelegenheit ausläßt, gegen die Nummer eins und deren Sponsor Nike zu sticheln, der angeblich dafür sorgt, daß Agassi im Tenniszirkus auf Rosen gebettet wird, ist Becker zum Erzrivalen Agassis avanciert. Eine Rolle, die die Nummer zwei, der gutmütige Pete Sampras, nicht ausfüllen will und auch gar nicht darf, weil er ja denselben Sponsor hat. Becker-Agassi wäre der Knüller des Essener Turniers. Um diesen tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen, muß der deutsche Herausforderer allerdings noch einiges zulegen. „Der Boden ist extrem stumpf und langsam“, kritisierte Becker, „da muß man körperlich schon gut beieinander sein, sonst sieht man alt aus.“ Zufrieden war er mit dem Publikum, das ihn begeistert und ausdauernd anfeuerte: „Das war eine Stimmung wie beim Davis-Cup, es hat Riesenspaß gemacht.“
Nach dem erfolgreichen Becker-Comeback feierte Stefan Edberg im 1.000. Spiel seiner Profi- Karriere einen 6:3,6:1-Sieg über den Italiener Renzo Furlan. Der Schwede ist nach den Amerikanern Ivan Lendl, Jimmy Connors und John McEnroe erst der vierte Tennis-Profi, der dieses Kunststück schaffte. „Das ist ein Meilenstein in meiner Karriere. Ich bin sehr stolz“, sagte Edberg.
Überraschend war die 2. Runde gestern Endstation für Michael Chang (USA). Er verlor gegen den 24jährigen Qualifikanten Daniel Vacek (Tschechien) mit 2:6, 6:7 (5:7). Der Weltranglisten-49. zog durch seinen Erfolg über den Weltranglistenfünften als sechster Spieler nach Becker, Washington, Kafelnikow, Enqvist, Sampras und Rosset ins Achtelfinale des „Super-9-Turnieres“ ein. Für Chang, der am Sonntag das Endspiel des ATP-Turniers in Peking gewann, hat die Niederlage keine Auswirkungen beim Kampf um einen Platz bei der ATP-Weltmeisterschaft. Er hat sich neben Agassi, Sampras und Thomas Muster bereits für Frankfurt qualifiziert.
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