Unterm Strich

Endlich ist's raus: Das Bundessozialgericht hat am Mittwoch in Kassel neu definiert, was Kunst ist. Nach dem Urteil hat als Kunst zu gelten, was der Unterhaltung dient (was ist dann mit Botho Strauß?), nichts mit Sport zu tun hat (was ist dann mit den sogenannten „Ballkünstlern“ und „Zauberern“?) und nicht sittenwidrig ist. Das Urteil hat keine Folgen für Museen und Galerien, dafür um so mehr für die Künstlersozialkasse: Das Gericht stufte nämlich auch sogenannte „Wäsche-Shows“ als Kunst in diesem Sinne ein. Vorstadtschönheiten, die in Diskotheken in Dessous auftreten, müssen nach der BSG-Entscheidung künftig Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Ebenso die Veranstalter.

Entschieden etwas Gesamtkunstwerkhaftes hat es an sich, wenn Gloria Estefan jetzt beim Papst singt. Heute, an diesem Freitag, womöglich just in dem Moment, indem Sie das hier lesen, ist das in Rom der Fall. Der Anlaß ist eine Gala zu Ehren von JP II, bei der der Titel „Mas Alla“ aus

Estefans aktuellem Album „Abriendo Puertas“ („Türen öffnen“, also irgendwie kongenial mit „Die Schwelle der Hoffnung überschreiten“) zum Vortrag gelangen wird. Der Satellit in Gottes schönem Weltall draußen ventiliert's dann live in alle Welt hinaus.

Als Kunst im Sinne von Unterhaltung ist auch Mutter Teresas gestern weltweit erschienenes Buch „Der einfache Weg“ (allerdings: ist das nicht eher irgendwie der, den man nicht gehen soll? Wie ja auch die Versuchung, wo man sich um gar keinen Preis jemals reinführen lassen darf?) anzusehen. Die Sprache Teresas ist nicht anders als metaphernreich zu bezeichnen. Absoluter Hit-Satz: „Ich bin nur ein Kabel – Gott ist der Strom.“

Glaub's oder glaub's nicht: Sharon „Basic Instinct“ Stone ist in Paris zum Ritter („Ritterin“ ...geht das?) geschlagen worden. Kulturminister Philippe Douste-Blazy, der den mit dem Ritterschlagen einhergehenden Kulturorden „Arts et Lettres“ überreichte, sprach im Zusammenhang von Stone von einer „Femme fatale, die das tägliche Leben etwas erträglicher macht“. Sharon Stone ihrerseits hielt die Dankesrede auf französisch und gab arts-et-lettres- mäßige Bekenntnisse von sich, wie etwa: „Ich liebe das Kino und Paris.“

Die Kasseler documenta hat mit Sony ihren wichtigsten Sponsor verloren. 2,5 Millionen Mark wollte der Konzern im Sommer 1997 in den Imagetransfer von Kunst und Unterhaltungselektronik investieren und außerdem noch eine Sammlung von documenta-Kunst als „Sony-documenta-collection“ vermarkten. Gründe für den Sony-Rückzug wurden bislang keine genannt.

Der österreichische Publizist, Theaterschauspieler, ehemalige KZ-Häftling, im Spanischen Bürgerkrieg Kämpfer gegen Franco, Prozeßbeobachter und Politaktivist Hermann Langbein ist tot. Er starb im Alter von 83 in Wien.