: Bauschutt auf die letzten Biber
Der Aushub vom Potsdamer Platz landet in einem Feuchtbiotop ■ Von Elke Gundel
Baggergut vom Potsdamer Platz wird in einem Landschaftsschutzgebiet abgekippt. Die Berliner Investorfirma „Baumex“ füllt mit dem Aushub der Riesenbaustelle von Sony und Debis eine stillgelegte Tongrube eines Feuchtbiotops 70 Kilometer nördlich von Berlin auf.
Das 65 Hektar große Gelände gehört zum „einstweilig gesicherten Landschaftsschutzgebiet“ Fürstenberger Wald- und Seegebiet im Naturpark Uckermärkische Seen – eine Feuchtlandschaft mit Bibern, Fischottern, Fisch- und Seeadlern. Auch Eisvögel und Widehopfe nutzen das Gebiet als Brutplatz.
Umweltschützer befürchten nun eine nicht zu verantwortende Belastung. „Die Bauarbeiten zerstören ein wertvolles Feuchtgebiet“, kritisiert etwa Thomas Knoll vom Umweltverband „Ökowerk Tornow“. „Das Abpumpen der Gewässer und die derzeitigen Aufschüttungen bedeuten bereits einen gravierenden Eingriff.“ Er wirft Baumex vor, in Trottheide mehr Schutt in die Grube zu kippen, als für deren Sicherung notwendig sei.
Der angebliche Naturzerstörer argumentiert dagegen mit der Verpflichtung, die Grube aufzufüllen. Baumex hatte vor vier Jahren die stillgelegte Tongrube von der Treuhand gekauft, um dort für 24 Millionen Mark eine Siedlung mit 160 Häusern zu bauen. Gleichzeitig habe sich das Unternehmen verpflichten müssen, die Grube gegen Erdrutsch zu sichern, sagte Projektleiter Johann Henning Schwarze. In dem Streit geht es nicht nur um politische, sondern auch um juristische Fragen, bei denen mit Umwelt- und Bergrecht gegensätzliche Interessen verfolgt werden. Für die Sicherung der Grube brauchte die Firma nämlich eine „teilweise Entlassung“ aus dem Landschaftsschutzgebiet. Zunächst verweigerte die oberste Wasserbehörde Brandenburgs die Genehmigung. Der Investor klagte vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht und bekam Recht: Maßgeblich sei das Bergrecht. Jede Grube muß nach ihrer Ausbeutung so gesichert werden, daß Menschen nicht gefährdet sind.
Der Aufwand, die Grube aufzuschütten, lohnt sich aber nur, wenn die Firma auch die geplante Feriensiedlung bauen darf. Das Unternehmen sieht sich deshalb zu Unrecht von den UmweltschützerInnen kritisiert. „Wir haben die Umweltverbände mehrmals eingeladen, gemeinsam mit uns die Feriensiedlung zu planen, das ist nicht auf Interesse gestoßen“, ist Schwarze enttäuscht.
Hätte die Firma das Gelände nicht übernommen, wären Bund oder Land für die Sicherung der Grube zuständig, heißt es vom Bergamt Rüdersdorf. „Da hat die Treuhand mit uns einen Dummen gefunden“, meint Schwarze. Baumex stellte also einen zweiten Antrag zur teilweisen Entlassung aus dem Landschaftsschutzgebiet, um die Grube für die Bauarbeiten weiter aufzuschütten. Die Wasserbehörde lehnte auch diesen Antrag ab. Nun muß wieder das Verwaltungsgericht in Potsdam entscheiden.
Die Gemeinde Marienthal fürchtet nach ursprünglicher Begeisterung für die Investorenpläne inzwischen den Lkw-Verkehr der Baustelle. Das „Ökowerk Tornow“ macht gegen die Aufschüttung und Bebauung mobil. Und auch das brandenburger Umweltministerium will die „einzigartige Naturlandschaft“ endgültig als Landschaftsschutzgebiet sichern. Das Verfahren sei jedoch noch nicht abgeschlossen, heißt es. Wenn es dazu kommt und die Baumex-Klage abgewiesen wird, könnte das ganze Projekt scheitern.
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