Demo auf dem Dach

■ Zwanzig Atomtestgegner besetzten französische Botschaft

Es geschah in Sekundenschnelle. Zwanzig Atomtestgegner in weißen Overalls drängten aus zwei Kleinbussen. Sie schlüpften durch die Toreinfahrt, stellten in Windeseile vier Leitern an die Mauer und kletterten aufs Dach. Die Außenstelle der französichen Botschaft in der „Rue Montesquieu“ in Waidmannslust war besetzt, und das Sicherheitspersonal guckte blöd aus der Wäsche.

„Keine weiteren Atombombentests“ und „keine deutsch-französiche Atombombe“ forderten gestern früh um 10 Uhr die zwanzig Aktivisten der „Antimilitaristischen Oppositionsbewegung“. An diesem Bündnis waren Mitstreiter der „Kampagne gegen Wehrpflicht“ ebenso beteiligt wie Mitglieder der PDS oder die Grünen- abgeordnete Judith Demba. Zur gleichen Zeit besetzten etwa 30 Antimilitaristen den „Bendlerblock“, die Außenstelle des Bonner Verteidigungsministeriums.

Beide Aktionen richteten sich vor allem gegen die sich abzeichnende Zustimmung der Bonner Regierung, sich unter den „atomaren Schutzschild“ der französischen Atombombe zu begeben. Für die Bundesrepublik, hieß es in einer Erklärung, würde dies die Aufgabe des bisherigen, in internationalen Verträgen festgeschriebenen Atomwaffenverzichts bedeuten.

Während die Demonstranten den „Bendlerblock“ freiwillig wieder räumten, rückte in Reinickendorf ein vermummtes SEK-Kommando an. „Martialisch“, kommentierte selbst ein Bereitschaftspolizist, der den Demonstranten ob der „gelungenen Aktion“ Lob zollte. Das SEK-Kommando kam schließlich doch nicht zum Einsatz. Nach drei Stunden räumte die Bereitschaftspolizei das Dach und entfernte die Transparente. Eines davon konnten die Beamten erst nach mehrmaliger Nachfrage entziffern. Darauf stand zu lesen: „Les essaies sous L'Elysee“, was laut Auskunft eines französchkundigen Passanten soviel heißen sollte wie „Macht Chirac Feuer unterm Arsch“. Uwe Rada