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Tanzbär der CDU

■ SPD-Minister genehmigt Schrottreaktor Obrigheim

Es geht wieder gegen einen von der SPD. Nicht aus der Gewohnheit der letzten Wochen heraus, sondern weil er Mist gebaut hat, Bockmist sogar. Harald Schäfer, SPD-Umweltminister von Baden-Württemberg, läßt Obrigheim wieder ans Stromnetz. Trocken wie ein Kraftwerkskonstrukteur bilanziert er: „Die Entscheidung war zum Schluß nicht mehr schwierig.“ Das glauben wir gern. Kritische Gutachterstimmen sind verdrängt, unliebsame Angestellte seines Ministeriums in die Provinz versetzt worden. So einfach kann's gehen in der Politik. Damit macht sich ein exponierter SPD-Atomkraftgegner zum Tanzbären des Koalitionspartners CDU und der Kraftwerksbetreiber. Immerhin hatte Schäfer sein Profil im Bundestag auf dem Kampf gegen Obrigheim begründet. Nun erklärt er den Reaktor offiziell für sicher. Damit kann sich die CDU in der Großen Koalition des Ländles entspannt zurücklehnen – den Schwarzen Atompeter hat die SPD.

Die Atomgegner innerhalb und außerhalb der Parlamente können sich nur totlachen, wenn Schäfer in seiner Presseerklärung schreibt: „Alle, die wie ich für einen Ausstieg aus der Kernenergie sind, sollen nicht mit dem Finger auf Landesumweltminister zeigen, sondern in Bonn für entsprechende Mehrheiten sorgen.“ Wir zeigen in diesem Fall doch lieber mit dem Finger. Reiner Metzger

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