: USA und Rußland einigen sich auf Sondereinheit
■ Perry und Gratschow erzielten Kompromiß: Mehrere tausend Soldaten sollen in Bosnien logistische Aufgaben übernehmen, die Kommandostruktur ist noch unklar
Moskau/Washington (AFP/ dpa) – Die USA und Rußland haben eine Teileinigung über die russische Beteiligung an der geplanten Friedenstruppe in Bosnien erzielt. Danach wollen beide Staaten mehrere tausend Soldaten für eine gemeinsame Einheit bereitstellen. Bei der Truppe soll es sich um eine Sondereinheit handeln, die sich ausschließlich um Logistik, Transport sowie Bau- und Ingenieurarbeiten kümmern solle, erklärten die Verteidigungsminister beider Staaten, William Perry und Pawel Gratschow. Der Oberbefehl über das Kontingent, das einen Monat nach dem Beginn der Operationen der Friedenstruppe eingesetzt werden soll, soll den Angaben zufolge beim Nato-Oberkommandeur in Europa, General George Joulvan, liegen. Er soll dabei von einem russischen Offizier unterstützt werden. Die Einigung auf eine Sondereinheit beweise, daß die Vereinigten Staaten und Rußland für Frieden und Stabilität zusammenarbeiten können, sagte Perry. Strittig ist nach wie vor die Frage, wie die Einheit in die Gesamtstruktur der unter Nato-Kommando stehenden Friedenstruppe eingegliedert werden soll. Die Gespräche darüber wollen die Minister im kommenden Monat in Brüssel fortsetzen. Unterdessen hat der russische Verteidigungsminister die Bedingungen für eine Teilnahme Rußlands an der Friedenstruppe für Bosnien präzisiert. Sein Land werde sich nur an der Friedenstruppe beteiligen, wenn es von Anfang an bei dem Einsatz der Truppe dabei sein dürfe, sagte Gratschow gestern der Nachrichtenagentur Interfax. Rußland bestehe darauf, daß sein Kontingent zur gleichen Zeit in das Konfliktgebiet einrücken müsse, wie die Truppen der Nato. Rußland müsse auch in der ersten Phase, der Trennung der bosnischen Kriegsparteien, in die Friedensmission einbezogen werden, sagte Gratschow.
Gleichzeitig teilte der russische Verteidigungsminister mit, daß sich die USA und Rußland auf eine Änderung des KSE-Vertrags über konventionelle Streitkräfte in Europa geeinigt haben. Nach seinen Angaben werde der KSE-Vertrag in bezug auf die Nord- und Südflanke Rußlands modifiziert. Laut Gratschow sollen vier Regionen im Süden Rußlands aus dem Vertrag ausgenommen werden. Dabei handele es sich um Krasnodar, Stawropol, Wolgograd und Rostow, die alle an Tschetschenien angrenzen. Die Vereinbarung wird nach US-Angaben die Zahl der konventionellen Waffen nicht verändern, die Rußland an seinen nördlichen und südlichen Flanken aufstellen kann. Sie gibt Moskau jedoch mehr Entscheidungsspielraum darüber, Stützpunkte auszubauen und Militärausrüstungen zu konzentrieren.
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