Unterm Strich

Ein Nachtrag zum Theaterprojekt von Klaus Pohl: Nur rund ein Viertel der Ostdeutschen bekennen sich fünf Jahre nach dem Ende der religiösen Beschränkungen in der DDR zu einer Kirche. Das ergab eine am Freitag veröffentlichte Umfrage des Leipziger Institutes für Marktforschung. Danach gehören 77 Prozent keiner Kirche an. Selbst im Kreis der Kirchenmitglieder wird über einen Austritt nachgedacht. 16 Prozent von ihnen gaben an, das schon einmal ernsthaft in Erwägung gezogen zu haben. Als Grund dafür wird in erster Linie die Kirchensteuer genannt. Auf die Frage, ob die Kirche seit der Wende einen größeren Einfluß auf ihr Leben habe, antworteten 44 Prozent der Befragten, daß er gleich bleibe oder geringer werde.

24 Prozent sehen einen größeren Einfluß. Der Rest wollte keine Angaben machen. Befragt wurden im September diesen Jahres 1.149 Personen in den neuen Bundesländern ab dem 18. Lebensjahr.

Während letzte Woche eine kleine Maus mit angewachsenem menschlichen Ohr Horrorvisionen von kommenden Reagenzglasgenerationen auslöste, wurde in den Medien meist verschwiegen, daß der umgekehrte Prozeß in Anaheim, Kalifornien, Jahr für Jahr Millionen von BesucherInnen des Disney-Parks begeistert: Dort kann man große schwarze Mausohren gleich paarweise erstehen. Und Entenschnäbel. Zugegeben, in der Jay-Leno-Tonight-Show kam der Witz besser, aber als Überlegung zur Gentechnologie ist der Disney-Verweis auch nicht schlecht (Walter Benjamin wird's schon richten).

Die als schnellsprechende Fernsehkomikerin bekanntgewordene Schauspielerin Gisela Schlüter ist am Samstag im oberbayerischen Mittenwald gestorben. Nach Auskunft einer Freundin erlag sie 81jährig den Folgen eines Schlaganfalls. Den Fernsehzuschauern ist sie vor allem aus der Nonsense-Sendung „Zwischenmahlzeit“ in Erinnerung geblieben, in der Gisela Schlüter von 1963 bis 1982 insgesamt 35mal als „Quasselstrippe vom Dienst“ auftrat. Die blonde Berlinerin, die in Spitzenzeiten Sprechgeschwindigkeiten von 482 Silben pro Minute erreichen konnte, hatte zuletzt bei ihrer Mittenwalder Freundin Brigitte Seidler gelebt, die sie nach einem längeren Krankenhausaufenthalt wegen schwerer Knochenbrüche pflegte und auch in der Todesstunde bei ihr war. Die 1914 in Dresden geborene Schauspielerin begann ihre Ausbildung bei Erich Ponto, der sie auf Anhieb für die geborene Komikerin hielt. Seit dem Tod ihres langjährigen Lebensgefährten und Drehbuchschreibers Hans Hubberten vor sieben Jahren hatte sich die Komikerin fast ganz aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.

Die einen spuken zu Halloween in Kürbisröckchen ums Haus, die anderen gehen heute ins Kino: Es ist Aktionstag der Kommunalen Kinos. An rund siebzig Orten wird ein Programm der „100 Gesichter des Kinos“ gezeigt, das sich dem deutschen Film widmet.