: Was Vertreibung und Exil bedeuten können
■ Eine kosmopolitische Veranstaltung: die Zweiten Kurdischen Filmtage laufen von Freitag an im Metropolis
Nur bei wenigen Filmen steht in den Credits die Ortsangabe „Kurdistan“. Häufiger ist beispielsweise zu lesen „BRD 1995“ oder „Schweiz 1994“. Neun Spiel- und Dokumentarfilme zeigen die Zweiten Kurdischen Filmtage, die morgen im Metropolis eröffnet werden, und das ist paradoxerweise eine eher kosmopolitische Veranstaltung. Was natürlich an den teilweise hanebüchenen und weltumspannenden Bedingungen liegt, unter denen die gezeigten Filme entstanden sind. Ibrahim Selmans Spielfilm Ein stiller Reisender etwa wurde in den Niederlanden geschrieben und produziert und mit kurdischen Emigranten in Griechenland gedreht. Und der Regisseur des Eröffnungsfilms Der Tunnel, Mahdi Omed, reist aus Schweden an. So demonstrieren schon die Begleitumstände des Festivals, was Vertreibung und Exil bedeuten.
Christina Karrer und Dorothea Keist porträtieren in Unser Leben – Jiyana me vier kurdische Frauen, eine Bäuerin, ein PKK-Aktivistin, eine Frauenärztin und eine angehende Partisanin. Eine Veranstaltung informiert darüber, was heute aus dem von der UNO eingerichteten autonomen Kurdistan im Irak geblieben ist.
Ansonsten lohnen zwei Filme besondere Aufmerksamkeit: In Mein Vater, der Gastarbeiter zeichnet der in Hamburg lebende Filmemacher Yüksel Yavuz den Weg seines Vaters nach, der Ende der 60er Jahre nach Deutschland kam und dabei nur vier Orte kennenlernte: die Werft, auf der er arbeitete, die Barackensiedlung „Klein-Istanbul“ gleich nebenan, ein Café und den Hamburger Fischmarkt. Der Film besticht vor allem durch seinen Humor. Mahdi Omeds Der Tunnel dagegen kombiniert symbolische Bilder und realitätsnahe Szenen zu einer filmisch beeindruckenden Allegorie eines vertriebenen Volkes. drk Genaue Termine siehe Kinoprogramm
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