: Unterm Strich
Das wohl berühmteste Antikriegsbuch, Erich Maria Remarques Roman „Im Westen nichts Neues“, war 1929 die Sensation auf dem Buchmarkt und wurde mit 50 Millionen Exemplaren angeblich das zweithäufigste gedruckte Buch nach der Bibel. Nur das handschriftliche Manuskript blieb verschollen. Jetzt ist es wieder aufgetaucht und wird am 1. Dezember im Auktionshaus Sotheby‘s in London versteigert.
Zuvor wurden die 120 bleistiftbeschriebenen Seiten jetzt in Berlin präsentiert, an dem Ort, wo das Manuskript entstand und der Autor es wie Sauerbier zahlreichen Verlagen zunächst vergeblich anbot.
Über die Herkunft schweigt sich das Auktionshaus aus, das bei der Versteigerung mindestens eine Million Mark Erlös erwartet. Der größte Teil des Nachlasses war der New Yorker Fales- Bibliothek übergeben worden, wo das Manuskript allerdings nicht dabei war.
„Im W. n. N.“ steht mit zierlicher Handschrift über der ersten Seite. Aber wie man jetzt sieht, hatte Remarque ursprünglich einen anderen Buchanfang vorgesehen als „Wir lagen neun Kilometer hinter der Front“. Das erste handschriftliche Kapitel enthält eine nie veröffentlichte Passage, die die Herkunft des Titelhelden schildern sollte: „Mein Vater ist ein einfacher Mann, ein Handwerker; er ist früher einige Jahre zur See gefahren...“
Andere Unterschiede betreffen die Namensgebung der auftretenden Personen, die Kapitelaufteilung oder auch eine Episode zum Schluß des Romans, wo Lewandowskis Ehefrau den Titelhelden Bäumer im Krankenhaus besucht – eine Episode, die nun gänzlich fehlt. Unverändert blieb die grandiose und erschütternde Schlußpassage: „Er fiel im Oktober 1918, an einem Tage, der so ruhig und still war an der ganzen Front, daß der Heeresbericht sich nur auf einen Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen