: Preussag auf neuen Wegen
■ Neuer Vorstand hat Gemischtwarenladen entrümpelt und berichtet über ein deutlich verbessertes Ergebnis
Hannover (dpa) – Schon heute zählt die Preussag AG (Hannover) zu den 100 größten Konzernen Europas. Doch wenn es nach Vorstandschef Michael Frenzel geht, dann kommt das weitverzweigte Unternehmen mit weltweit 67.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund 26 Milliarden Mark jetzt erst ganz groß raus. „Der Konzern hat die Grenzen seines Wachstums nocht nicht erreicht“, sagte Frenzel am Dienstag, nachdem sich die Preussag in den zurückliegenden Jahren und Monaten strategisch neu ausgerichtet hat. Offenbar mit einem ersten Erfolg: Der Gewinn des Geschäftsjahres liegt nach Vorstandsangaben über dem Vorjahresergebnis von rund 246 Millionen Mark.
Die Preussag will nicht länger ein fast unüberschaubarer Gemischtwarenladen sein, sondern sich künftig auf ihre „Kernkompetenzen“ als Grundstoff- und Technologiekonzern konzentrieren. Schlagzeilen machte die Firma in den vergangenen zwei Jahren deshalb vor allem durch den Verkauf von Gesellschaften. Jüngstes Beispiel: die Trennung vom Kieler Telefonhersteller Hagenuk, mit dem sich die Hannoveraner endgültig aus der eigentlich boomenden Telekommunikationsbranche verabschiedeten.
„Wir verlassen die Felder, auf denen wir keine Chancen sehen, alleine zu bestehen“, erläuterte Frenzel. Doch gleichzeitig arbeitet der Konzern am Ausbau anderer Bereiche. Während der Umsatz einerseits durch den Verkauf von Gesellschaften seit 1993 um 1,3 Milliarden Mark sank, stieg er auf der anderen Seite durch Firmenzukäufe um 1,5 Milliarden Mark. Insgesamt hat die Preussag in den zurückliegenden 24 Monaten mehr als 80 Gesellschaften ganz oder zum Teil erworben.
Wachstumschancen sieht Frenzel unter anderem auf der Schiene. So will Preussag als Anbieter kompletter Eisenbahnleistungen auftreten, etwa mit einer „rollenden Landstraße“ für den Lastverkehr. Auch auf dem Wasser sieht der Mischkonzern eine Zukunft: Neben dem Bau von Militär- und Containerschiffen plant die Kieler Howaldt-Werft sogar wieder kleinere Kreuzfahrtschiffe für den europäischen Markt vom Stapel laufen zu lassen.
Auch in traditionellen Bereichen wie der Metallproduktion hofft Frenzel zu verdienen. Um ihre Position als drittgrößter deutscher Stahlerzeuger abzusichern, wird die Preussag Stahl AG rund 650 Millionen Mark in eine Modernisierung der Produktion investieren. Und auf dem Sektor der Nicht-Eisen-Metalle setzt der Konzern vor allem auf die vor kurzem besiegelte Partnerschaft zwischen der Pariser Tochter Metaleurop und dem Handelshaus Glencore. Kompetent fühlt sich der Konzern auch bei der Öl- und Gasgewinnung, im Anlagenbau und in der Gebäudetechnik.
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