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Fritzmans größter Kampf

■ Umweltsenator Vahrenholt als Retter aller Zwergfledermäuse: Kampf gegen den „einsamen Schweiger“ und buntlackierte Kampfhunde Von M. Carini

Abenddämmerung. Ein dunkles Parkhaus am Rande der Stadt. Dort wohnen unheimliche Wesen. In tiefen Spalten hängen über 100 Mini-Vampire ab: drei bis fünf Zentimeter große Zwergfledermäuse. Die scheuen Tiere, die sich gerade auf ihren Winterschlaf einrichten, ahnen noch nichts von der tödlichen Bedrohung. Der böse Parkhauseigner liebäugelt damit, ihren selbstgewählten Lebensraum an Autobesit-zer zu vermieten.

Doch er hat nicht mit Hamburgs oberstem Natürschützer, dem Freund aller Elbstinte und Erdmolche, Flugenten und Fledermäuse gerechnet. Es schwebt Hamburgs Öko-Batman ein: Fritzman, überzeugend verkörpert von Umweltsenator Fritz Vahrenholt.

Der hat den Kampf für die vom Aussterben bedrohten Jäger der Nacht aufgenommen, von denen in Hamburgs Nordosten noch rund 350 leben. Weil sein Naturschutzamt dem geldgierigen Bösewicht monatlich 900 Mark Miete für das Volksdorfer Parkdeck zahlt, konnte die Invasion der buntlackierten Kampfmaschinen mit ihren lebensbedrohenden Abgas-Drüsen vorläufig zurückgeschlagen werden. Zwar läuft das Agreement im Frühjahr 1996 aus, doch Fritzman verspricht heroisch: „Ich lasse die Tiere nicht im Stich.“

Selbst Sabotageakte aus den eigenen Reihen können Fritzman nicht aufhalten. Obwohl ihn seine rechte Hand, „der einsame Schweiger“ – Oscar-Nominierung für die beste Nebenrolle: Vahrenholt-Pressesprecher Kai Fabig – in ein falsches Parkhaus geschickt hat, führen seine übersinnlichen Fähigkeiten Fritzman noch rechtzeitig auf die richtige Spur.

Aber damit ist der Kampf noch nicht zu Ende: Millionen Mücken braucht jede F-Maus, um den Winter zu überleben. Der Zuschauer ist gespannt: Wird Fritzman sie eigenhändig fangen? Doch bevor es soweit ist, zieht der Superheld seine schrecklichste Waffe: die fachliche Weisung. Mit ihr will er dafür sorgen, daß schon beim Bau öffentlicher Gebäude Schlupflöcher für Fledermäuse miteingeplant werden. Fritzman denkt eben an alles.

Und im Einsatz für alles, was da kreucht und fleucht, wird sich unser Held auch nach dem Showdown auf dem toten Parkdeck keine Pause gönnen. Nachdem er schon als Fischers Fritze – der ultimative Retter aller Elbfische – brillierte, steht seine nächste Rolle schon fest: Aus gut unterrichteten Kreisen war zu erfahren, daß Vahrenholt demnächst als Fritz the cat zu bewundern sein wird: auf leisen Pfoten im Kampf gegen die Taubenplage.

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