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Kampf um "simpelste Grundrechte"

■ Der BUND wird 15 Jahre alt, trotzdem geht es der Umwelt immer noch schlecht / Spannungsverhältnis zwischen "Gummistieflern" und Systemveränderern / Kampagne "Zukunftsfähiges Berlin" läuft an

Die Themen sind die gleichen geblieben. Der Vorläufer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) war die „Gesellschaft für Lärmbekämpfung“. An seinem 15. Geburtstag streitet der BUND immer noch für Ruhe – zum Beispiel für die der Anwohner an der Brückenstraße. „Leider“, bedauert Harald Kächele, der Vorsitzende des Berliner Landesverbandes, „müssen wir immer noch um die simpelsten Grundrechte kämpfen.“

Die Berliner Adepten des übermächtigen Bundeschefs, Hubert Weinzierl, zogen gestern eine realistische Bilanz ihrer 15jährigen Arbeit. „Der Umwelt geht es immer noch schlecht – trotz des BUND“, sagte Kächele. Aber „wir sind eine feste politische Größe“, ergänzte Bundesgeschäftsführer Onno Poppinga, „wir haben gesellschaftspolitischen Einfluß.“ Dafür stehen im Berliner Verband 2.200 Mitglieder. 250 von ihnen sind Aktive mit teilweise erheblicher propagandistischer Streuwirkung, unterstützt von einem Dutzend Hauptamtlicher aus der stilecht sträucherbewucherten Geschäftsstelle in der Crellestraße.

Die BUNDlerInnen engagieren sich in einer Vielzahl von Arbeitskreisen irgendwo zwischen den Polen „ökologisches Gärtern“ und „nachhaltiger Entwicklung“. Darin liegt das Spannungsverhältnis zwischen den „Gummistieflern“ und den Systemveränderern. Vor allem in Berlin müssen die Umweltschützer es ertragen, daß die um ihr Vorgärtlein besorgte Hausfrau und der verhinderte Weltrevolutionär von der FU zu ihnen gehören. Das war zu Hans Schlossers Zeiten so, dem Vorsitzenden des BUND anno 1980. Der amtierende OberBUNDler Kächele trägt den Widerspruch in sich: Er fühle sich als „Systemveränderer“, obwohl man erlebt haben müsse, schwärmt er, „wie wunderschön es sein kann, Kraniche in freier Natur zu erleben“.

Die „Mauer ökologischer Ignoranz“ (Poppinga) will der BUND überwinden, indem er das berlin- brandenburgische Flughafenprojekt kritisiert, den Havel-Ausbau und den Tiergartentunnel – Motto: „Gegen die Los-Angelesierung“. Alles Hauptstadtthemen. Also braucht es, erstens, Beistand vom Mutterverband in Bonn. Bundesgeschäftführer Poppinga versprach's. Und es braucht, zweitens, eine Strategie. Soll man die Mauer einreißen oder sie überspringen? Vorsteher Kächele machte beim Airport ganz in radikal: „Einen neuen Flughafen trägt die Umwelt nicht mehr.“ „Wir setzen eindeutig auf die Schiene“, heißt Kächeles Alternativangebot. Grundsätzlich gehe es um die „Reduktion von Mobilität“. Damit zielte Kächele auf die Lebensstil-Debatte, die der Bund mit der vom Wuppertal-Institut verfaßten Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ entfachen will. In einer Kampagne wollen die BundlerInnen die Studie ganz konkret auf Berlin herunterrechnen. Was muß sich in der Hauptstadt ändern, um ökologisch und global zukunftsfähig zu bleiben? Damit will der Jubilar ein Signal für mehr Kompetenz in Sachen ökologisches Wirtschaften setzen. cif

„Zukunftsfähiges Berlin“, Ausstellungseröffnung in der Galerie „Kunstmesse im Kunsthof“, Oranienburger Straße, 10. 11., 19 Uhr.

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