: Polizeieinsatz an der Uni
■ Demonstration gegen türkische Veranstaltung aufgelöst
Ein Großaufgebot der Polizei beendete am Freitag abend eine Demonstration an der Bremer Universität. Mehrere Demonstranten erlitten bei einem Schlagstockeinsatz Verletzungen, einer mußte mit einem Nasenbeinbruch und einer Schädelprellung ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Ein Demonstrant wurde vorübergehend festgenommen. Polizisten kamen nicht zu Schaden.
Rund 100 vor allem türkische StudentInnen hatten sich gegen 18 Uhr zum Protest gegen eine Musikveranstaltung des „Türkischen Zentralverbandes“ vor dem großen Hörsaal versammelt. In Sprechchören riefen sie zum „Kampf gegen Faschismus“ auf. Im Zentralverband seien auch Vereine aus dem Umfeld der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ vertreten, hieß es in dem Aufruf zu der Demonstration.
„Ohne Vorwarnung sind die Polizisten plötzlich im Keil losgestürmt und haben mit ihren Schlagstöcken auf die Demonstranten eingeprügelt“, berichtete AStA-Mitglied Ute Rotermund, die sich erfolglos um eine Vermittlung bemüht hatte. Gegenwehr habe es nicht gegeben. Die Musikveranstaltung konnte anschließend ungestört stattfinden.
Die Polizei erklärte dagegen, ihr Einsatz habe der Räumung einer Blockade des Hörsaal-Einganges gedient. Dabei seien „ein Springmesser, vier Dachlatten und Rundholzstuhlbeine sichergestellt“ worden. Kurz vor 20 Uhr sei auch noch eine anonyme Bombendrohung eingegangen, die jedoch nicht zum Abbruch der Veranstaltung führte.
Der Kanzler der Universität, Gerd-Rüdiger Kück, erklärte gestern auf Anfrage, die Universität habe nach dem Bekanntwerden des Demonstrationsaufrufes versucht, die Veranstaltung abzusagen. Dies sei jedoch daran gescheitert, daß es „rechtlich keine Möglichkeit mehr zur Kündigung des Vertrages“ gegeben habe. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung habe es Kontakte mit der Polizei gegeben, so Kück. Grund dafür sei der Personenschutz für den türkischen Konsul aus Hannover gewesen, der an der Veranstaltung teilnahm.
Zivilbeamte der Polizei hatten schon am Nachmittag Observationskameras in der Unibibliothek und im Gebäude GW2 aufgebaut. Der AStA kritisierte diesen „ersten Polizeieinsatz auf dem Campus der Bremer Universität“ scharf. Die Uni-Leitung habe die von Parlamentariern, der Ausländerbeauftragten und dem AStA vorgebrachten Bedenken gegen die Veranstaltung „ignoriert“ und damit „den Prügeleinsatz gegen die Studierenden zu verantworten“. Ase
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