: Walesa geht in die zweite Runde
■ Polens Präsident tritt in Stichwahl gegen Ex-Kommunist an
„Die Wahlen haben diejenigen gewonnen, die in Polen regieren. Das ist ein sehr positives Ergebnis“, lachte Jan Pietrzak. Der Präsidentschaftskandidat, ein Kabarettist, fand trotz einem Ergebnis von nur 1,1 Prozent der Stimmen in der Wahlnacht zu seinem alten Witz zurück. „Für die ersten drei Kandidaten, na, und nehmen wir noch Pawlak dazu, haben über 80 Prozent aller Wahlberechtigten gestimmt. Das heißt: Den Polen gefällt ihr Land, so wie es ist.“
Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen haben nach Auszählung von 30 der 49 Bezirke der Vorsitzende der regierenden Sozialdemokratischen Partei Polens Aleksander Kwasniewski (38,09 Prozent) und der noch amtierende Präsident Lech Walesa (30,93 Prozent) für sich entschieden. Am 19. November wird eine Stichwahl darüber entscheiden, wer von den beiden der nächste Staatspräsident werden soll. Walesas Wahlstab hatte keine Zweifel, daß der ehemalige Arbeiterführer, der während seiner Präsidentschaft immer unbeliebter geworden war, in die zweite Runde kommen würde. Auch Kwasnieski hatte fest mit dem ersten oder zweiten Platz gerechnet und hielt noch am Wahlabend eine Rede: „Wir haben die Zukunft gewählt“, spielte er auf seinen Wahlslogan an, „aber dies heißt keineswegs, daß wir die Vergangenheit vergessen sollen.“ Mit erstaunlich schlechten 8,9 Prozent schnitt Jacek Kuron ab. Der Intellektuelle, einst Arbeitsminister im ersten nichtkomunistischen Kabinett unter Mazowiecki, konnte seine eigentliche Klientel, die Arbeiter, die Rentner und Armen, nicht ausreichend mobilisieren können. Für Kuron stimmten zumeist Intellektuelle in den größeren Städten. Völlig eingebrochen ist Hanna Gronkiewicz-Waltz mit nur 2,7 Prozent der Stimmen. Dennoch hat die Notenbankpräsidentin große Ziele: Sie will ein neues politisches Lager aufbauen. Gabriele Lesser
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