: Hoechst verdoppelt seinen Gewinn
■ Der Frankfurter Chemiekonzern profitiert vom Auslandsgeschäft
Frankfurt/Main (dpa) – Vorstandschef Jürgen Doormann könnte eigentlich rundum zufrieden sein. Der Hoechst-Konzern hat in den ersten neun Monaten 1995 den Gewinn vor Steuern um 103 Prozent auf 3,4 Milliarden Mark gesteigert, im dritten Quartal erreichte der Zuwachs sogar die Marke von 115 Prozent. Doch damit ist Doormann noch lange nicht zufrieden. Ein „besonders negatives Signal“ sei es, sagte er gestern vor der Presse, daß die Produktion in den inländischen Werken zuletzt gegenüber dem ersten Halbjahr 1995 zurückgefallen sei. Doormann: „Wir hatten im September in der AG zum ersten Mal keine höhere Kapazitätsauslastung als im Vorjahresmonat.“ Eine „nachlassende Nachfrage“ habe außerdem die Anfang des Jahres so prächtig ansteigenden Chemiepreise wieder „unter Druck gebracht“.
Eine Krise ist damit noch lange nicht in Sicht. Der Gesamtkonzern macht nur 20 Prozent seinen Umsatzes im Inland. Das Auslandsgeschäft dagegen boomt. Auch der Kauf der sieben Milliarden Dollar teuren US-Pharmaunternehmens Marion Merrel Dow (MMD) kann der Hoechst-Konzern leicht verkraften. Der größte Teil der Summe stammmt aus dem Verkauf der kompletten Kosmetiksparte – Schwarzkopf, Marbert und Jade – und der Tochter Riedel-de Haen. Im zweiten Halbjahr 1995 fließen dann zudem die ersten 380 Millionen Mark Gewinn von Marion Merrell nach Frankfurt zurück, in der ersten Hälfte 1996 werden 800 Millionen erwartet. Zudem, rechnet Dormann vor, lasse sich wegen der anhaltenden Dollarschwäche die „Finanzierung wesentlich günstiger darstellen, als wir Anfang des Jahres geplant hatten“. Doormann glaubt deshalb, daß der Gesamtgewinn schon 1996 wieder in der Höhe des bisherigen Spitzenjahres 1989 von mehr als vier Milliarden Mark liegen könne.
Die Aktionäre jedenfalls dürfen schon jetzt auf eine höhre Dividende rechnen, als die 1994 ausgezahlten zehn Mark pro Aktie. „Wir wollen sie über dem Durchschnitt bedienen“, versprach Doormann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen