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AKW überm Schlund

■ Vulkan-Gutachten für AKW Mülheim-Kärlich vor Gericht kritisiert

Koblenz (taz) — Vielleicht spuckt der Vulkan das AKW Mülheim-Kärlich tatsächlich aus, bevor die Genehmigung des RWE- Meilers am Rhein geklärt ist. Nach einer Unterbrechung von 14 Monaten muß sich die II. Kammer am Oberverwaltungsgericht (OVG) in Koblenz seit Montag wieder mit der 1. Teilerrichtungsgenehmigung (neu) für das auf einem Vulkanschlund errichtete AKW Mülheim-Kärlich beschäftigen. Und nach wie vor ist unklar, ob der Reaktor hinreichend gegen Erdbeben und die vom Vulkanismus ausgehenden Gefahren ausgelegt ist.

Klar ist seit gestern hingegen, daß der Gutachter Krauter, der für die Landesregierung in Mainz die Sicherheit des AKW vor Eifelvulkanen bestätigt hat, lückenhaft arbeitete. Reiner Geulen, Rechtsanwalt der Kläger gegen das AKW, zerpflückte vor Gericht die Expertise. Krauters „extrem kurz geratenes Gutachten“ sei von den tatsächlichen Experten auf dem Gebiet der Vulkanologie, den Professoren Schminke und Börne, als „weder fundiert noch dem Stand der Wissenschaft entsprechend“ bezeichnet worden. „Im Klartext: durch den Fleischwolf gedreht und unter aller Sau“, so Geulen vor Gericht. Obgleich am Institut von Schminke bis zur umstrittenen Genehmigung mehr als 60 Diplom- und Doktorarbeiten zum Thema Eifelvulkanismus geschrieben worden seien, habe der Landesgutachter keine einzige davon gelesen, schlußfolgerte Geulen aus den „dürftigen Literaturhinweisen“ des Gutachters. Und auch die Ergebnisse eines Fachkongresses, der in der Eifel stattfand und dessen über 100 Vorträge zum Eifelvulkanismus „in zwei dicken Schwarten“ veröffentlicht worden seien, habe Krauter „schlicht ignoriert“.

Weil eben diese Gefahrenabschätzung unterblieben war, hatte das Bundesverwaltungsgericht das gesamte Verfahren an das Oberverwaltungsgericht in Koblenz zurückverwiesen. Soviel ist immerhin klar: Unter dem Reaktor selbst schlummert ein Vulkanschlund. Ein großer Vulkanausbruch sei zwar gegenwärtig nicht zu erwarten, so Professor Schminke. Dennoch konnte Schminke die Genehmigung für ein AKW ausgerechnet auf einem „Vulkanschlund“ nicht nachvollziehen. Der „Schlund“ sei doch schon rund zehn Jahre vor Baubeginn von Geowissenschaftlern „entdeckt“ worden. Klaus-Peter Klingelschmitt

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