: Rettungsring für das Stadtforum
■ Initiative möchte das Planungsgremium auch nach dem Abgang Hassemers bewahren: "Zukunftsinvestition für Berlin". Die Finanzierung ist gesichert, und Noch-Senator Hassemer freut sich
Das Stadtforum soll auch ohne seinen Kopf weiterarbeiten. Das Planungsgremium, das Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer 1991 aus der Taufe hob, müsse nach dem Abgang des Senators bestehenbleiben, fordern jetzt der Deutsche Werkbund Berlin, die Architektenkammer, die Bahn AG sowie zahlreiche Architekten, Hochschullehrer, Journalisten und Politiker: darunter der Baugeschichtler Julius Posener, Manfred Sack (Die Zeit), Hardt Waltherr Hämer (von S.T.E.R.N.), Wolfgang Thierse und der Architekt Dominique Perrault (Paris). Das Stadtforum habe mit seiner Arbeit zur Stadtentwicklung in Berlin und international einen hohen Bekannheitsgrad erworben, heißt es in einer Erklärung.
Mit dem Gremium, das bis dato über 50mal getagt hat, sei „ein Ort breiter demokratischer Auseinandersetzung“ zwischen Planern, Politikern und der Öffentlichkeit etabliert worden. Diesen Ort gelte es angesichts der vielen Baumaßnahmen in der Stadt zu bewahren. Das Stadtforum bilde „eine Zukunftsinvestition“ für Berlin.
Die Initiative bedeute ein Signal zur Sicherung des Stadtforums „für die Zeit nach Hassemer“, sagte ein Mitunterzeichner des Rettungspapiers. Obwohl bis zum jetzigen Zeitpunkt offiziell noch niemand die Beendigung der Planungsrunde nach Ablauf der Legislaturperiode gefordert habe, sorge man sich, „wie es nach der neuen Senatsbildung weitergeht“.
Das Stadtforum arbeitet erst einmal weiter wie bisher. „Wir bereiten derzeit für 1996 die Themen vor“, sagte Cornelia Poczka, Leiterin der Stadtforum-Geschäftsstelle. Dazu zählten insbesondere die Entwicklung für Johannisthal-Adlershof und die Kooperation Berlin/Brandenburg. Die Finanzmittel seien für die Sitzungen im kommenden Jahr beschlossen. Unter einem neuen Senator könne die Veranstaltung – „auch in veränderter Form“ – weiterarbeiten. „Ohne politische Anbindung an eine Senatsverwaltung“ ist für Poczka ein Stadtforum allerdings schwer vorstellbar.
Noch-Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer sieht die Initiative als Bestätigung seines oft kritisierten politischen Lieblingskindes. „Ich bin überzeugt, daß das Stadtforum weiterarbeiten muß“, sagte er zur taz. Es müsse sich aber in seinen Aufgaben und seiner Gestalt möglichen Veränderungen und Ansprüchen anpassen. Die Idee, Politik nicht nur aus der Verwaltung heraus, sondern gemeinsam mit Fachleuten und der Öffentlichkeit zu gestalten, sei richtig gewesen. Nach Ansicht von Hassemer sollten sich solche „Grundsätze zukünftig auch in anderen Politikbereichen durchsetzen“. Rolf Lautenschläger
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