■ Stadtforum und kein Ende: Weiterwurschteln?
Von liebgewordenen Dingen und bequemen Sesseln trennt man sich nicht leicht. Auch wenn die Zeit reif dafür wäre. Der Rettungsaufruf von Architekten, Journalisten und anderen Bünden, das Stadtforum auch nach der Ära Hassemer zu bewahren, erinnert ein wenig an diese Macht der Gewohnheit. Sicher, das Planungsgremium hat viel geleistet – besonders zu Beginn seiner Karriere. Wohl kaum wurde in den letzten Jahren über die Stadt im Umbruch mehr diskutiert (und natürlich gelabert) als in der Wallstraße. Das war schön, lustig und interessant. Was blieb?
Es ist trostlos, denkt man an die guten Ideen, die verschenkt worden sind. Daß sie verschenkt werden konnten, liegt an der Struktur des inzestuösen Debattierklubs. „Das Stadtforum ist ein Beratungs-, kein Entscheidungsgremium“, stahl sich Hassemer elegant aus der Verantwortung. So blieb das spezifische Gewicht des Stadtforums zu leicht für die harten Gesetze der Hauptstadtplanung. Die wurden in Bonn, im Senat und in der Paris-Bar festgezurrt. Die Scheinheiligkeit, mit der Mitglieder des Forums angesichts der Paris-Bar-Mafia sich immer aufs neue ihrer Wichtigkeit versicherten, brachte ihnen schon mal den Vorwurf der Bigotterie ein. Egal.
Daß es nun einfach so weitergehen soll, ist schwer verständlich. Hassemer, der Kopf, tritt ab. Die Stadt hat sich gewandelt. Es gibt neue Ansprüche und Kräfte. Woher die kommen, hat die kürzliche Gründung eines „Stadtforums von unten“ gezeigt, das den Debattenkonsens auch umsetzen will und muß. Es geht dabei nicht um Dezentralisierung, Oasenrandale oder ähnliches. Es geht um Professionalisierung und Durchsetzung öffentlicher Interessen. Wenn das Stadtforum soweit kommt, kann es weitermachen. rola
siehe auch Bericht Seite 22
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