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Siemens findet neue Goldgruben

■ Neue Rekorde bei Gewinn und Umsatz und ein alter Streit im Konzern um AKWs

Berlin (taz/rtr) – Gute Stimmung herrscht beim Siemens-Vorstand nach der Bilanzierung des Geschäftsjahres 1994/95 am Mittwoch: Bei einem Umsatz von 89 Milliarden Mark ein Rekordgewinn von drei Milliarden vor Steuern, selbst nach dem Tribut an Theo Waigel bleibt da noch ein Überschuß von 2,08 Milliarden.

„Top“ hat also gut gegriffen. Dieses Programm des Vorstandschefs Heinrich von Pierer soll den als verkrustet verschrieenen Konzern fit machen für die freie Weltwirtschaft. Dabei wurden nicht nur Entscheidungswege im Management verkürzt, auch Tausende von Beschäftigten mußten gehen. Weltweit arbeiteten Ende September bei Siemens noch 373.000. Entlassen wurde in Deutschland, während im Rest der Welt eingestellt wurde.

Überraschend ist, welche Bereiche die Milliarden einfuhren. Die jahrelang defizitäre Sparte Halbleiter ist mit dem Boom bei den Bauelementen endgültig eine Goldkuh, ihr Plus sprang von 0,3 auf über eine Milliarde Mark. In diesem Plus stecken dazu große Investitionen wie das heute eingeweihte Chipwerk in Dresden. Der PC-Bauer Nixdorf schrieb gar zum erstenmal schwarze Zahlen, seit er zu Siemens gehört: 62 Millionen Gewinn statt 320 Millionen Verlust im Vorjahr.

Mies ging es der Kommunikationssparte. Seit die Telekom eine AG ist und stärker auf ihre Einkaufspreise achtet, hat der ehemalige Hoflieferant der Post Probleme, der Gewinn sank um 50 Prozent auf 640 Millionen Mark. Schlechter schnitt auch die Energiesparte ab, bekannt als Kraftwerksunion (KWU). Ihr Gewinn sank von 137 auf 64 Millionen Mark. Hier sollen ausländische Aufträge helfen, wie der Weiterbau des Skandal-AKWs Angra II in Brasilien.

Nicht einverstanden ist die Medizintechnik mit den AKWs im Konzern. Ihr Ergebnis hat unter den Kampagnen von Siemens- Gegnern gelitten, Medizingeräte nicht bei Atomprofiteuren zu kaufen. In der Schweiz sank der Marktanteil von Siemens um 50 Prozent. „Die Nuklear-Sparte von Siemens macht nur zwei Prozent unseres Weltumsatzes aus“, klagt ein Konzern-Manager, „aber sie sorgt für 95 Prozent unserer Imageprobleme.“ rem

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