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Kasernen umbenannt

■ Nazi-Namen müssen verschwinden: Von „Dietl-“ zur „Allgäu-Kaserne“

Füssen (taz) – Bedeutsame Umbenennung: Die „Generaloberst- Dietl-Kaserne“ in Bayern soll künftig „Allgäu-Kaserne“ heißen. Die „General-Kübler-Kaserne“ in Mittenwald wird in „Karwendel- Kaserne“ umgetauft. Den Namensänderungen waren lange Auseinandersetzungen vorausgegangen. Jahrelang hatten sich die katholische Friedensbewegung Pax Christi und eine „Projektgruppe Spurensicherung“ vom Kreisjugendring in Rosenheim intensiv mit der Nazivergangenheit von Namenspatronen für Bundeswehrkasernen beschäftigt. Besonders im Visier: die Nazigeneräle Eduard Dietl und Ludwig Kübler.

Dietl sei ein glühender Verehrer Hitlers und persönlich in die Unrechtstaaten des nationalsozialistischen Regimes verwickelt gewesen. Hitler hatte Dietl im November 1941 als einen „Geburtshelfer des Dritten Reiches“ gewürdigt. Kübler galt als der „Bluthund von Lemberg“ und habe bei Übergriffen auf dem Balkan unter der Bevölkerung schlimm gewütet, so das Ergebnis der Spurensuche. Auch Militärhistoriker widersprachen der verklärten Darstellung der Dietl- und Kübler-Anhänger, die noch heute in beiden nur die guten Kameraden sehen wollen. Aber noch im Mai dieses Jahres sprach sich beispielsweise der Kommandeur der 1.Gebirgsdivision, Generalmajor Rainer Jung, vehement gegen eine Umbenennung der Dietl-Kaserne aus.

Immer wieder forderten SPD, Grüne, ÖDP, DGB, Pax Christi und die Verfolgten des Naziregimes eine neue Namensgebung. Bis Verteidigungsminister Volker Rühe entschied, die Truppenteile sollten befragt werden. Wie die Hardthöhe nun bekanntgab, hat sich die Mehrheit der Soldaten für eine Umbenennung ausgesprochen. „Der Bundesminister der Verteidigung folgt damit der einhelligen Empfehlung aller zuständigen Truppenführer, der Heeresführung und des Generalinspekteurs“, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums. Klaus Wittmann

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