: Bremen - kein Platz mehr für Kinder?
■ Laternen-Demonstration der Kitas am 16.11. gegen geplante drastische Gebührenerhöhung
„Das ist doch asozial“ empärt sich Elke Kruse, Mutter und Elternbeirat in Schwachhausen. „Das trifft uns, den Mittelstand.“ Die angekündigten Gebühren-Erhöhungen sollen, geht es nach einer Vorlage des Jugend-Ressorts, den Mindest-Satz für niedrige Einkommen von 41 Mark auf 60 Mark heraufsetzen, der Höchstsatz soll von 434 auf 750 Mark steigen. Insgesamt sollen 2 Million mehr im Jahr von den Eltern der Kita-Kinder kassiert werden – im Durchschnitt also zwischen 10 und 50 Mark mehr pro Kita-Kind. Die SPD-Sozialpolitikerinnen bestehen allerdings darauf, daß der Mindest-Satz auch für Geringverdiener nicht erhöht wird und insgesamt nur eine Million abkassiert wird. So oder so – auch diejenigen, die 400 oder 500 Mark zahlen sollen, werden de facto hinausgetrieben aus den Kitas, befürchtet die Elternsprecherin Kruse. Ganz nebenbei würde die Sozialpolitik so das Problem des Rechtsanspruches auf einen Kita-Platz „lösen“: wenn die Kinder aus wohlhabenderen Familien gehen, werden Plätze frei, die neuen Gebührensätze „bedeuten eine soziale Entmischung“, kritisiert Kruse.
Die oberste Preisgruppe ist sowieso kaum noch in den Kita-Einrichtungen vertreten, kaum zehn Prozent der Eltern zahlen sie. Für den neuen Höchstsatz von 750 Mark im Monat könnten sich in Zukunft begüterte Eltern zusammentun und eine ganz exquisite Kita-Betreuung in kleinen Gruppen privat organisieren. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, daß mit einer angestrebten Gruppen-Größe von 23-25 die Qualität der Kinderbetreuung immer weiter gedrückt wird. Auch gehe die Kampagne des „Bremer bauen in Bremen“ fehl, findet die Elternsprecherin, weil junge Familien im Umland „bedeutend bessere Bedingungen“ auch bei der Kita-Versorgung vorfinden würden. K.W.
Mit der Bremer Samba-Gruppe, den Leuten vom Moks-Theater und möglichst vielen Kindern mit Laternen (und Trillerpfeifen) soll am kommenden Donnerstag, 16.11. um 17 Uhr ein Demonstrationszug Richtung Marktplatz stattfinden. Kontakt: Kruse, Tel. 237474
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen