piwik no script img

Speckbulette

Die satirische „Speckbulette“ bekommt keinen gerichtlichen Nachtisch: Einen Frieden ohne das Schwert der Justiz haben der Oldenburger Schlagersänger Klaus Baumgart (41) und der private Fernsehsender „Premiere“ geschlossen. Baumgart zog seine Klage gegen den Sender zurück. Der „Premiere“-Beitrag zum Frieden bleibt zunächst unbekannt. Der als „Großer Klaus“ bekannte Sänger hatte sich durch zwei im April gesendete Satiren verunglimpft gefühlt. Darin hatte Satiriker Oliver Kalkofe den Oldenburger wegen seiner zeitweiligen Körperfülle „Speckbulette“ genannt und ihm eine Trennung von „Hirn und Humor“ unterstellt.

Anlaß für den satirisch gekleideten Biß war ein Werbevertrag, den der abgespeckte Bühnen-Rundling mit einem Diät-Vermarkter geschlossen hatte. Doch vor Gericht kam alles anders, Der Vorsitzende der 5. Zivilkammer des Landgerichts Oldenburg, Jürgen Helle, erinnerte Sänger und Sender zu Prozeßbeginn daran, daß es um mehr gehe, als um Beleidigung. Werde Justitia zum Entscheid gezwungen, müsse sie zwangsläufig über Freiheiten und Grenzen von Kunst und deren Tochter Satire urteilen. Helle empfahl das Nachdenken über einen Vergleich.

Die Parteien folgten der Anregung, ließen Baumgart und Kalkofe miteinander telefonieren, handelten in rund zwei Stunden einen Vergleichstext aus und schwiegen dann. Denn Stillschweigen über den Inhalt sei Bestandteil des sechs Punkte umfassenden Vergleichs, erklärten beide Seiten. Baumgart bestätigte lediglich, daß es einen gemeinsamen Auftritt mit ihm und dem Satiriker bei Premiere geben werde. Gewinner beim Ende ohne Sieger und Besiegte dürfte nach Ansicht von Prozeßbeobachtern der Diät-Vermarkter sein, bei dem der beleidigte Barde unter Vertrag steht. Die Kameras der zahlreich erschienen Gerichtsreporter konnten bei den Aufnahmen vom Kläger kaum den Produktnamen des Abspeck-Unternehmens übersehen. Der clevere Klaus trug ihn auf beiden Kragenspielgeln eines weißen Hemdes deutlich lesbar unter einer senfgelben Jacke. dpa

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen