Abstiegskampf eröffnet

■ Nach dem 0:2 in Schalke bemüht sich St. Paulis Trainer Maslo um Orientierung

Gelsenkirchen (taz) – Ein Wochenende lang durfte es sich Uli Maslo immer wieder anschauen. Kein Fernsehbericht wollte ohne diese Pointe auskommen. Es war ja auch wirklich lustig, als der Trainer des FC St. Pauli seine Mannschaft nach 0:2 und schwacher Leistung im Parkstadion mit den Worten in Schutz nahm: „Das darf man sich als Absteiger schon mal erlauben.“ Da kicherte das Auditorium, lächelten verlegen Maslos Beisitzer auf dem Podium, und er selber hielt irritiert inne. Ja, er hatte wirklich „Absteiger“ gesagt. Was Maslo dann sogar selber komisch fand und grinsend ergänzte: „Sigmund Freud ist allgegenwärtig.“

Der kleine Versprecher schrammte aber auch ziemlich nah an einer aktuellen Zustandsbeschreibung des FC St. Pauli vorbei. Die Euphorie der ersten Wochen ist vorüber, und die Hoffnung schwindet, mit jungen Billig- und Leihfußballern schwungvoll die geldbeladene Konkurrenz auszuhebeln. Beim Spiel in Schalke zeigte die Mannschaft nicht nur ihr bislang schlechtestes Saisonspiel, sie wirkte geradezu ratlos.

Vor allem Carsten Pröppers momentaner Durchhänger ist für St. Pauli ein großes Problem. Spielt nämlich der Mittelfeldregisseur schlecht, gibt es niemanden, der seine Rolle übernehmen kann. Außerdem häufen sich bei jungen Spielern wie Hanke, Dinzey oder Sobotzik inzwischen die Fehler. Das ist kaum überraschend, kann aber ebenfalls nicht von anderen kompensiert werden. Die Art der Gegentore war bezeichnend für diese negative Dynamik. Kaum ist ein Loch gestopft, taucht ein neues auf. Zwar hatten die Manndecker (Trulsen und Stanislawski) anders als in den letzten Wochen ihre Gegenüber (Max und Mulder) in der ersten Halbzeit unter Kontrolle, dafür paßte niemand auf Schalkes Verteidiger Linke auf. So konnte der nach 12 Minuten eine Ecke zum 1:0 einköpfen. Kurz nach dem Wechsel folgte Hanke dem Schalker Weidemann nach verlorenem Zweikampf nicht, was diesem nach langen Wochen der Verletzung das 2:0 und ein Erfolgserlebnis ermöglichte.

Die Schalker hatten danach die Schwächen des Gegners nicht einmal ausgenutzt, sondern sich zügig auf die eigenen besonnen. Also hatten auch die 29.600 Zuschauer noch 40 Minuten lang Gestochere und Gewürge zu ertragen, da auch St. Pauli kaum einen Spielzug abzuschließen vermochte. „Wir müssen alles wieder neu ordnen“, hat Maslo als Motto für die nächsten Wochen vorgegeben. Man kann es auch so sagen: nach dem dreizehnten Spieltag ist am Millerntor offiziell der Abstiegskampf eröffnet. Christoph Biermann