: Durchbruch im Ostslawonien-Konflikt
■ Serben stimmen Wiedereingliederung der Region in kroatisches Staatsgebiet zu. Eine umfassende Friedenslösung für Bosnien ist aber weiterhin noch nicht in Sicht
Erdut/Dayton (AFP/AP/dpa) – Die kroatischen Serben haben am Sonntag in Erdut ein Grundsatzabkommen über die Zukunft Ostslawoniens unterzeichnet. Das meldete die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug. Der serbische Verhandlungsführer Milan Milanović habe das Dokument im Beisein der internationalen Vermittler, Peter Galbraith aus den USA und Thorvald Stoltenberg von der UNO, unterzeichnet. Am späten Nachmittag wurde die Vereinbarung auch von Hrvoje Sarinić, dem Kabinettschef von Präsident Franjo Tudjman, in Zagreb für die kroatische Seite unterzeichnet.
Das 14 Punkte umfassende Abkommen sieht im Grundsatz die friedliche Wiedereingliederung Ostslawoniens in die kroatische Staatsordnung vor und, nach Angaben Galbraith', die „Wahrung der Menschenrechte aller in diesem Gebiet lebenden Völker“. Für die schrittweise Wiedereingliederung Ostslawoniens in das kroatische Staatsgebiet ist nach Angaben der Agentur Tanjug eine Übergangszeit von einem Jahr vorgesehen, mit einer möglichen Verlängerung um ein weiteres Jahr.
Der kroatische Präsident Tudjman hatte mehrfach mit der Rückeroberung Ostslawoniens gedroht, falls es bis zum Auslaufen des UN- Mandats Ende November keine Einigung gebe. Die Lage in Ostslawonien hatte sich in den letzten Tagen mit dem Aufmarsch kroatischer Truppen zugespitzt. Damit wollte Zagreb nach Einschätzung von UN-Beobachtern den Druck auf die kroatischen Serben erhöhen. Eine Offensive hingegen wurde in absehbarer Zeit nicht erwartet.
Bei den Verhandlungen in Dayton (Ohio) über eine umfassende Friedenslösung für Bosnien steht ein Ergebnis weiter aus. Sieben Stunden lang bemühte sich US-Außenminister Warren Christopher am Freitag vergeblich, Muslime, Serben und Kroaten zu Vereinbarungen über die Siedlungsräume der einzelnen Volksgruppen, über die Verwaltung der Hauptstadt Sarajevo und ihres Umlandes sowie über eine Truppenentflechtung und die Ansetzung von Wahlen zu bewegen. Christopher wird vermutlich in der neuen Woche wieder nach Dayton kommen.
Zuvor hatten Repräsentanten der bosnischen Muslime und der bosnischen Kroaten in Dayton ein Abkommen unterzeichnet, das die bisher nur auf dem Papier bestehende Konföderation der beiden Volksgruppen zu einem funktionierenden Staatswesen machen soll. Die bosnischen Kroaten sollen das von ihnen proklamierte Staatsgebilde „Kroatische Republik Herceg-Bosna“ auflösen und dessen Verwaltung in die Konföderation einbringen. Auch die bosnische Zentralregierung ist bereit, Vollmachten an die Konföderation abzugeben.Kommentar Seite 10
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