: Glanz von 1906
■ Ausstellung über die Hackeschen Höfe zeigt neue Entdeckungen
Draußen das aktuelle Baugeschehen, drinnen eine Dokumentation über Geschichte, Sanierung und Denkmalpflege. Seit vier Jahren versucht die Gesellschaft Hackesche Höfe e.V. zwischen den verschiedenen Interessen bei Erhaltung und Wiederbelebung des Gewerbe- und Wohnkomplexes zu vermitteln. Den aktuellen Stand ihrer Arbeit präsentiert sie jetzt in einer kleinen Ausstellung.
Das eigentliche Kernstück der Arbeit bildet der vierseitige Kooperationsvertrag zwischen dem Bezirksamt Mitte und der von Roland Ernst getragenen Eigentümergesellschaft. Dieser von einem Planungsbeirat entwickelte Kompromiß regelt von den Ansprüchen der Denkmalpflege über das Nutzungskonzept bis zur Miethöhe alle wesentlichen Punkte.
Die Schautafeln und Modelle der Ausstellung zeigen die individuelle Charakterisierung der Höfe als Skulpturengarten, Spielhof oder Platz zum Verweilen. Unter den kleineren Gewerbetreibenden findet man auch die zwischenzeitlich sehr umstrittene Fahrradstation, für deren Integration ein Kompromiß mit den Wohnmietern gefunden wurde.
Eine Reihe von Überraschungen brachte die Sanierung. So wurde erst vor kurzem hinter einer Ziegelvermauerung in der ersten Durchfahrt eine blaue Verkachelung entdeckt. Auch daß die großflächigen Fenster des geplanten Restaurants nicht wie heute üblich zu öffnen waren, sondern komplett im Keller versenkt wurden, war den Bauträgern unbekannt. Beides soll nun wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht werden. Besonders stolz ist Rainer Blankenburg von der Gesellschaft Hackesche Höfe auf die originalgetreue Rekonstruktion der Jugendstilfassaden auf dem ersten der Höfe. Erst durch aufwendige technische Verfahren gelang es, die Farbglasur der neuen Klinker so zum Leuchten zu bringen wie 1906. Wenn spätestens im kommenden Frühjahr alle Baugerüste abmontiert sind, kann die Neugestaltung auch im Original bewundert werden. Gereon Asmuth
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