: Unterm Strich
Ganz „ratlos“ war Götz Friedrich, Generalintendant der Deutschen Oper Berlin, nach der Opernkonferenz in Hamburg, deren Vorsitzender er ist. Die Angst vor dem Finanzamt treibt die Opernchefs um, weil ab ersten Januar ausländische Künstler, die hierzulande auftreten, ungefähr 50 Prozent Steuern anstatt bisher 15 Prozent zahlen müssen. Die „internationale Wettbewerbsfähigkeit ist so nicht mehr gegeben“ stellte man fest, zahlen die Sänger und Sängerinnen in Resteuropa doch durchschnittlich nur 25 Prozent. Friedrich fürchtet nicht nur „um die Stars und Megastars, sondern auch um die Nachwuchstalente“, die fortan die darbenden deutschen Häuser meiden werden. Kulturelles Brachland droht also, wenn das Jahressteuergesetz in Kraft tritt und Luciano Pavarotti nur noch in fremden Ländern das hohe C nicht trifft, wie letzte Woche in New York geschehen. Ein „leise stöhnendes Publikum“ (dpa) war in der Met zugegen, als der italienische Pastaliebhaber eine Arie aus Donizettis „Die Regimentstochter“ eine Oktave tiefer zu Ende sang, nachdem er das erste hohe C versaubeutelt hatte. Da müssen wir Herrn Friedrich wirklich beipflichten: Solche Sternstunden sollten auch hierzulande geboten werden, liegt wahre Größe doch nur im Scheitern.
Dem einen bröckelt die Stimme, in Dresden blättert das Gold von Skulpturen im „Grünen Gewölbe“. Eine schlichte Spanplatte ist daran Schuld, daß dem „Hofstaat des Großmoguls“, einer Figurengruppe, der Glanz verlorengeht. Aus ihr dampft Formaldehyd, was dem Gold gar nicht gut bekommt, und die Frage aufwirft, ob der schuldhafte Holzersatz möglicherweise noch aus sozialistischer Produktion stammt. Stasi-Anschlag auf deutsches Kulturgut? Die später Rache des Walter U.?
In Rom sind nur ganz normale Vandalen zugange. Die schleichen sich allnächtlich ins antike Kolosseum und werfen dort mit Treppenblöcken um sich. Hat die RAI vielleicht zu viele Sandalenfilme wiederholt? Empfehlung: Christo soll das Ding einfach verhüllen, dann kann so was nicht mehr passieren. Und vielleicht gibt's dafür dann noch einen Preis: Der eingeschnürte Reichstag wurde nämlich von den deutschen Kunstkritikern zusammen mit „Moskau–Berlin/Berlin– Moskau 1900–1950“ im Berliner Martin-Gropius-Bau zur besten Ausstellung des Jahres gekürt.
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